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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

ersteigbar ist. Die Verbindung über den noch außerdem angelegten Graben mit dem Dorf und mit dem gutsherrlichen Amthause und den Maiereigebäuden ist durch eine steinerne Brücke vermittelt.

Die Gemeinde hat keinerlei Vermögen, aber auch keine Schulden. Der Aufwand wird durch Umlagen gedeckt. Bürgerliche Beneficien fehlen, auch sind hier keine Gemeinderechte. Früher hatte der Ort vom Kaiser Karl V. im Jahr 1521 verwilligte Marktrechte, es wird aber längst kein Gebrauch mehr davon gemacht. Zur hiesigen Kirche gehörten auswärtige Orte bis zum Jahr 1841 nicht; seither ist aber das 3/8 Stunden entfernte Unterweiler aus der Pfarrei Gerabronn eingetheilt worden.

Wie das Dorf, das erst vor einigen Jahrhunderten entstanden zu seyn scheint, ist auch die Kirche nicht sehr alt. Im Jahr 1415 war nur eine Capelle hier; 1453 aber wird Amlishagen als Pfarrei aufgeführt. Erst nach der Reformation und zwar erstmals 1565 finden sich Pfarrer; wann jene eingetreten, darüber fehlen alle Nachrichten. Bis 1796 besaß der Gutsherr neben den Nominations- auch die Episkopat-Rechte, mußte letztere damals aber an Preußen abtreten. Nun stehen ihm noch erstere und das Recht der Ernennung des Schullehrers zu. Eingerichtet wurde die Schule um das Jahr 1658. Die Baulast an der Kirche zur h. Catharina hat die zu diesem Zweck gestiftete Gotteshauspflege, subsidiarisch die Gutsherrschaft, an Pfarr- und Schul-Haus aber letztere allein. Beim Schulhaus fehlt zwar die Anerkennung der Baupflicht von Seite der Gutsherrschaft; doch hat sie bis jetzt den Bauaufwand immer unweigerlich übernommen; wie überhaupt die Liberalität, mit welcher der jetzige Gutsherr für Kirche und Schule sorgt, öffentliche Anerkennung verdient.

Die Gotteshaus- oder Heiligen-Pflege zur h. Catharina, erhielt 1730 ihre Gründung durch eine gemeinschaftliche Stiftung der damaligen Gutsherrn Johann Kaspar von Clengel und Eberhard Maximilian vom Holz von 100 fl. Die Verwaltung ist nicht dem örtlichen Stiftungsrath, sondern bei der Herkunft des Fonds der Gutsherrschaft eingeräumt, die sie durch den Rentbeamten, den Ortsgeistlichen, den Schultheißen und den Heiligenpfleger ausüben läßt. Die zahlreich vorhandenen Brunnen, von welchen die Zuleitung des Schloßbrunnens von der Gutsherrschaft mittelst bihl’scher irdener Röhren verbessert wurde, liefern gutes Wasser in genügender Menge. Der Begräbnißplatz ist zur Zeit noch im Ort, seine Verlegung außerhalb desselben aber bereits eingeleitet. Zur Verbindung mit der Nachbarschaft ist außer dem Weg nach Gerabronn und gegen Rothenburg nun auch ein dritter gegen Blaufelden angelegt.

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)