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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Gebäuden, deren großentheils arme Bevölkerung sich erst seit 1711 auf der früher ganz zum Schloßgut gehörig gewesenen Markung nach und nach angesiedelt hat. Gefäll- und zehentberechtigt ist bloß die Grundherrschaft: die Herren von Crailsheim; dem Pfarrer zu Dünsbach gehört nur der kleine Zehente.

Die früheren politischen Verhältnisse des Orts fallen mit der Geschichte der Burg zusammen. Hier ist daher bloß noch der auf der Markung liegenden Reiherhalde zu erwähnen. Es ist dieß eine kleine, an der südlichen Thalwandung gegenüber dem Schloß befindliche, aus Buchen, Linden, Ulmen und Ahornen bestehende Waldung, deren Bäume so zahlreich mit Fischreihern besetzt sind, daß auf jeden Baum 8–10 Nester kommen, und daher bis zum Ausfliegen der Jungen oft bis 800 Reiher hier horsten. Es ist der graue, mit 2 schwarzen 2–3 Fuß langen Federn auf dem Kopfe versehene Reiher. Diese Federn, die sie jährlich verlieren, werden gesammelt und auf Rechnung der Grundherrschaft, welche die „Reigelhalde“ als hohenlohe’sches Lehen besitzt, verkauft. Ihre Nahrung holen sich diese Vögel bei dem Mangel an fischreichen nahen Gewässern bis auf 8 Stunden im Umkreis, wo man sie dann zur Zeit der Ätzung der Jungen mit Fischen, Fröschen oder Reptilien beladen, Abends heimziehen sieht (vergl. württb. Jahrbücher 1833 S. 318).

Die Burg oder das Schloß Morstein ist mit dazu gehörigem Vorwerk (dem Hof zwischen dem äußeren und inneren Graben) auf der Spitze der oben bemerkten Zunge erbaut und liegt 400′ über dem Jagstthal. Es besteht aus dem alten Bau, dem Capellen- und Neu-Bau und einem aus Quadersteinen erbauten, ungefähr 150 Fuß hohen Thurm, der den alten und neuen Bau verbindet. Diese Gebäude sind gegen die Ebene durch zwei tiefe und breite Gräben geschützt, über welche steinerne Brücken führen. Zur Zeit wohnen zwei Familien hier, für eine größere Zahl hätte es nicht Raum. Im Capellenbau ist die 1571 erbaute Pfarrkirche der Pfarrei Dünsbach. Dem Hauptbau, welcher unmittelbar auf den innern Graben folgt, verleiht eine breite steinerne Gallerie ein eigenthümliches Aussehen. Er wurde „an der Stelle der alten Zargen oder Kemmeten, so lange vorher durch Feuer zerstört worden“ im Jahr 1571 gleichfalls neu aufgebaut. Der neue Bau ist von 1781. Das Alter des Thurms, in dessen Fuß ein rund ausgemauerter Schacht in die Tiefe führt, ist nicht bekannt. Der Vorhof enthält die ehemalige Vogtei mit unterirdischen Gefängnissen, eine große Scheune und ein Thorhaus mit Uhr und Glocken.

Das Rittergut Morstein, dessen einzelne Theile, mit den unten besonders bemerkten Ausnahmen, hohenlohe’sche Mannslehen

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0136.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)