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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

alsdann über die bei Beschreibung des Guts bemerkten Orte, für welche das Schöppengericht auch in bürgerlichen Dingen Recht sprach, und überdieß über die nachmals von gemmingen’schen Orte Altenberg und Nieder-Steinach geübt. Das Blut- oder Cent-Gericht bestand unter dem herrschaftlichen Amtmann oder Vogt aus zwölf, von den eingehörigen Orten gewählten, Schöppen und wurde in Morstein, auf dessen Markung bis 1811 der dazu gehörige Galgen stand, gehalten. Das Rittergut war bis dahin durch einen Amtmann in Morstein verwaltet, der nach der Veränderung von 1806–1809 Patrimonial-Justizbeamter blieb. Zur Cantonskasse war auf jedes Simplum 60 fl. zu bezahlen, wogegen die Besitzer das jus subcollectandi hatten und übten. Vom Kaiser Rudolph II. besaßen die Herrn von Crailsheim vom 15. April 1578 ein privilegium fori, demgemäß sie allein vor Kaiser und Reichshofrath oder Kammergericht Recht zu suchen und zu nehmen hatten; von Kaiser Leopold aber sind sie 1701 in den Reichsfreiherrnstand erhoben worden.


8. Gemeinde Gaggstatt.
Siehe unten.


9. Gemeinde Gammesfeld,
bestehend aus 4 Parcellen, mit 472 Einwohnern.

Der Gemeindebezirk liegt auf dem sich hier südöstlich senkenden Plateau, stößt mit der Parcelle Metzholz an die bayrische Grenze und ist in den Orten Ehringshausen und Gammesfeld von der Vicinalstraße, welche von Wiesenbach nach Rothenburg zieht, von der Vicinalstraße zwischen Brettheim und Leutzendorf, aber bloß in Gammesfeld berührt. Naturschönheiten und Merkwürdigkeiten bietet der Gemeindebezirk nicht, außer drei Erdfällen auf Gammesfelder-Markung, von denen der eine die Gewässer der Umgebung aufnimmt, und bei Brettenfeld in die Sandtauber (so wird vermuthet) zu Tage bringt, und die zwei andern bei Regen und Schneegang Gewässer ausströmen. Bäche, Seen und Weiher fehlen, dagegen sind Brunnen zur Genüge vorhanden. Die Orte sind weitläufig, mit breiten, doch nicht reinlich gehaltenen Straßen gebaut, zählen 101 Haupt- und 80 Neben-Gebäude, darunter zu öffentlichen Zwecken neben Kirche, Schule und Gefängniß noch ein Armenhaus in jedem Ort. Die meisten Gebäude sind wegen ihrer hohen Lage mit Stroh bedeckt. Jeder Ort hat besondere Gemeinderechte mit abgesondertem Vermögen. Die Gesammtgemeinde besitzt Nichts als 767 fl. Aktivausstände.

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)