Seite:OAGerabronn0248.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

und Rothenburg, von welchen 1540 die Bestandtheile der Pfründe eingezogen und eine feste Besoldung dafür verwilligt wurde. 1411 wurde erlaubt, an Festtagen feierlichen Gottesdienst auch in der hiesigen Capelle zu halten. 1459, als Adam von Kirchberg seine letzten Besitzungen hier vollends verkaufte, bedung er sich die Fortdauer des Kirchengebets für ihn und seine Voreltern. 1518 bewilligte Bischof Lorenz von Würzburg die Transferirung der Capelle, die sonach bis dahin hinter der Veste gestanden seyn mag.

Eine Schloßkirche soll übrigens zu Zeiten des Grafen Philipp Ernst von Langenburg, also zwischen 1610 und 1628, neu erbaut, und in die Stadtkirche 1545 eine Emporkirche, Predigtstuhl und Taufstein gemacht, auch diese Kirche reparirt worden seyn. 1562 kam mit Kirchberg auch die Kirche und der Kirchensatz wieder an Hohenlohe, von dem nun, weil die Mutterkirche theilweise einer andern Herrschaft angehörte, die hiesige Kirchenstelle um 1577 in eine Pfarrei verwandelt und später, 1710, von der Herrschaft dem ersten Geistlichen noch ein zweiter als Helfer, „Caplan“ genannt, beigeordnet wurde, der zugleich die Stelle eines lateinischen Lehrers zu versehen hatte, was noch der Fall ist.

Diese beiden Geistlichen und die Lehrer der deutschen Schule ernennt der Fürst, der auch die Baulast an Kirche, Pfarr- und Schul-Haus[1] trägt. Die Kirche, wie sie jezt steht, ist 1730 und 1731 erbaut und am 12. December 1731 eingeweiht worden. Der Thurm, einer der früheren Befestigungsthürme der Stadt, ist jedoch seiner Spitze beraubt. Man sagt, daß nachdem im vorigen Jahrhundert kurz nacheinander zweimal der Blitz in ihn geschlagen, die Wiederaufbauung der Spitze unterlassen worden seye. Die Reformation trat hier, veranlaßt durch die damalige Herrschaft der genannten drei Reichsstädte, schon 1534, also früher als in den übrigen hohenloheschen Pfarreien, ein. Eine Kirchenstiftung oder Gotteshauspflege ist nicht vorhanden, dagegen eine unter dem Namen Stadt-Almosenpflege von fürstlicher Domanialkanzlei verwaltete Armen- und Schul-Stiftung mit einem Vermögen von 25.945 fl. nach dem Stand von 1842/43.

Derjenige Theil von Kirchberg, welcher im Thal rechts der Jagst liegt, hieß ursprünglich Sulz, nach der auf dem Vorsprung gelegenen, jetzt abgegangenen Burg. Von der Zeit des Verkaufs dieses Dörfleins an mit Kirchberg an Hall, 1398, wo die Burg, davon getrennt, Hohenlohe vorbehalten wurde, mag dieser Theil zu der Stadt gerechnet worden seyn und so seinen besondern Namen verloren haben. Im Jahr 1373 erhielt Kraft von Hohenlohe


  1. Für das Schulhaus ist sie übrigens nur in dem althergebrachten Umfang zugestanden; Frohnen sind zu den sämmtlichen Bauwesen anzusprechen.
Empfohlene Zitierweise:
Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0248.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)