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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Standesherr; der Diakonus, „Caplan“ genannt, ist zugleich der lateinische Lehrer. Langenburg, bis 1556 zur Pfarrei Bächlingen gehörig, bekam erst zu Ende des 15. Jahrhunderts eine durch Graf Albrecht erbaute Kirche, die Capelle zum heiligen Blut genannt; eigene Pfarrer hat es erst seit 1556, Helfer seit 1620, bis wohin die Pfarrer von Bächlingen als solche funktionirt hatten. 1502 hatte Graf Kraft VI. von Hohenlohe zu jener Capelle, mit Zustimmung seines Vetters Johannes, eine Frühmesse gestiftet und ausgestattet. Dabei behielt sich der Graf das Besetzungsrecht vor und erfolgte die päpstliche Genehmigung dazu am 6. Sept. 1502. Die Umwandlung der Capelle zur Pfarrkirche ist zur Zeit der Reformation und ihre Vergrößerung in den jetzigen Zustand 1610 erfolgt. Vor der Reformation war die Capelle auch Wallfahrtsort zum heiligen Blut. Außer dieser Kirche hatte das Schloß noch eine Capelle, deren Einweihung jedoch erst 1627 erfolgt ist. Die Reformation kam hier erst 1556 zum Vollzug. Die Baulast an Kirche, Pfarr- und Schul-Gebäuden hat die Standesherrschaft. Doch werden von der Gemeinde Frohnen dazu geleistet. Die Anlegung des Begräbnißplatzes außerhalb des Städtchens geschah 1599. Graf Friedrich von Hohenlohe hatte vor seinem Ende zum Ankauf des Platzes und zur Einrichtung 700 fl. gestiftet. Seinen Namen „Wolfgangskirchhof“ erhielt er von dem Namen des zuerst dahin Begrabenen.

Die hiesigen Stiftungen sind in 3 verschiedenen, unter der Verwaltung der fürstlichen Domanialkanzlei stehenden Pflegen vereinigt, von welchen die Hospitalpflege mit dem kleinen Hospitalgebäude und 3991 fl. Vermögen und die Almosenkasse mit 33.587 fl. verzinslichen Capitalien dem ganzen alten Amt Langenburg, die Schulkasse aber mit 3882 fl. Vermögen (nach dem Stand von 1842/43) der Stadt allein angehört. In demselben Jahr betrugen

die Einnahmen Ausgaben
bei der Hospitalpflege 156 fl. 26 kr. 144 fl. 45 kr.
bei der Almosenpflege 1333 fl. 01 kr. 1223 fl. 04 kr.
bei der Schulkasse 281 fl. 34 kr. 318 fl. 50 kr.

Langenburg kommt erstmals im Jahr 1226 (nicht 1040) in der Geschichte vor, und zwar als Langenberg castrum et oppidum (Jäger, Frankenland. III. 351). Im Jahr 1567 erhielt der Ort kaiserliche Bewilligung zu Haltung zweier Jahrmärkte und zur Einrichtung eines Wochenmarkts. Das Jahr 1634 war für die Stadt und Umgegend ein verhängnißvolles. „Schon vor der Schlacht bei Nördlingen“ – so besagen im Archiv in Langenburg aufbewahrte Nachrichten – „war das ganze Land mit Kaiserlichen überschwemmt, welche, besonders die spanischen Soldaten, mit Sengen, Brennen,

Empfohlene Zitierweise:
Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0294.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)