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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

2 Hanfreib-, 1 Säg-, 1 Gyps-, 1 Walk- und 1 Loh-Mühle getrieben. An Mineralien weisen die Thalwandungen fast sämmtliche Glieder der Muschelkalk-Formation, in den tieferen Schichten den Wellenkalk und Gyps, die Höhen aber die Lettenkohlengebilde, bei Nesselbach Ziegel- und Töpfer-Thon auf. Auch Keupermergel findet sich auf der Höhe, im Thal fand man vor einigen Jahren bei Bächlingen bei dem Graben eines Brunnens, den Stoßzahn eines Mammuths (s. oben S. 25.). Da er von den Brunnengräbern anfänglich nicht gebührend beachtet wurde, mag ein großer Theil davon zerschlagen worden seyn, doch war der durch Herrn Pfarrer Witt gerettete Rest noch ansehnlich genug. Derselbe wiegt 79 Pfd. bei 5′ Länge und 5″ Durchmesser. Unterhalb Bächlingen besteht ein tiefer, immer mit Wasser gefüllter Erdfall. Von dem höchsten, die Wasserscheide zwischen Kocher und Jagst bildenden Punkt des Bergrückens kommt mit 1650 württ. Fuß Seehöhe bei dem nesselbacher Hochwäldchen ein mit alten, lichten Eichen besetzter, weithin sichtbarer Punkt auf die Markung Nesselbach. An Straßen berühren die Gemeinde: die Poststraße zwischen Künzelsau und Langenburg, die von solcher theils nach Ilshofen und Hall, theils nach Kirchberg fortsetzenden (Nachbarschafts-) Straßen und eine Vicinalstraße nach Orlach und Döttingen. Zu der bemerkten Poststraße gehört in Bächlingen die dortige bedeckte, kunstreich in Holz gesprengte, 1785 erbaute Brücke;[1] und bei Hürden sind die beiderseitigen Flußufer durch eine offene, hölzerne Brücke auf steinernen Pfeilern verbunden. 1

Grundgefälle werden im Ganzen noch 242 fl. an ständigen Zinsen, dann aber auch Handlohn und Sterbfall entrichtet, wie es bei der Beschreibung der Standesherrschaft angegeben ist. Alle übrigen Lasten, in vogteilichen, steuerartigen Frohnabgaben und Leistungen bestehend, wurden nach den Gesetzen von 1836 im Betrag von 637 fl. 53 kr. abgelöst. Die Jagd und Fischerei gehört dem Standesherrn, nur hat an letzterer ein Einwohner von Bächlingen einen geringen Antheil. Zur Fischerei besteht ein eigenes fürstliches Fischhaus in Bächlingen. Die Gebäude haben häufig steinerne Erdgeschosse, ganz von Stein sind wenige erbaut. Man zählt 120 Haupt- und 97 Neben-Gebäude. Jeder Ort hat sein besonderes, in der Benutzung der Gemeinderechtsbesitzer stehendes Vermögen, während die Gesammtgemeinde nur 319 fl. Ausstände besaß. Communkosten wurden umgelegt 200 fl. Gemeinsame Anstalten in der Gemeinde sind ein Begräbnißplatz in Nesselbach und einer


  1. Sie hat eine Länge von 168 Fuß in einem Bogen. Erbaut wurde sie von Lorenz Schumm, Zimmermeister in Langenburg.
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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0302.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)