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der von Heideloff (a. a. O.) sehr getadelten Restauration der Kirche begonnen wurde, war diese im Innern noch so gut erhalten, als ob ihr Bau eben erst vollendet worden wäre.

Die Kirche zu St. Catharina, zweite Pfarrkirche, auf der linken Seite des Kochers. Das Schiff ist von jüngerer, durch vielerlei Änderungen und Erweiterungen verdorbener Bauart, der Chor dagegen weit älter und gothischen Styls. In einem Fenster des letztern gegen Nordosten ist eine ziemlich gut erhaltene Glasmalerei aus dem 15. Jahrhundert, von guter Färbung. Der Hochaltar ist aus etwas älterer Zeit, hat aber gute Schnitzereien und Gemälde (s. würt. Jahrb. 1841, I. 84.) Der auf dem Chor ruhende Thurm ist zum Theil byzantinisch und bestätigt die Sage, daß auch diese Kirche von hohem Alter sey. Nach einer weitern Sage stiftete, als noch wenige Häuser jenseit des Kochers standen, eine Gräfin von Gersbach oder Gersteten ein Frauenkloster auf dem Platze, wohin nachher die Kirche zu stehen kam. Die Nonnen wurden aber bald durch eine Brüderschaft von Geistlichen ersetzt. Noch heißt eine nahe Gasse das Brudergäßlein. An der äußern Ecke des Chors ist eine Grabschrift eingehauen, wonach hier eine 1378 gestorbene Catharina von Gerstetten begraben liegt. Urkundlich steht nur so viel fest, daß Bischof Walther von Würzburg 1343 den Chor eingeweiht und denen, die zum weitern Bau beitragen würden, 40 Tage Ablaß versprochen hat. Über die Brüderschaft s. unten. Die Kirche ist übrigens für ihre Gemeinde zu klein.

Die Kirche zu St. Johann, ein Weiler, im Umfang des vormaligen Johanniterhofes, vormals Hospitalkirche, dann Pfarrkirche, guten gothischen Styls, mit einem zur Seite angebrachten, zierlichen, ganz massiven, gothischen Thurm, mit einem Dache von Sandsteinen. In dem Chor ist die Sacristei untergebracht. Wann die Kirche erbaut worden, ist unbekannt; sie soll schon 1202 gestanden seyn. Sie wurde mit ihren drei Altären 1298, dann 1385 und nach einer Erweiterung 1404 eingeweiht. Bis 1323 war sie Hospitalkirche und bis zur Reformation im Besitze der Johanniter. Sie wurde 1812 ganz geschlossen, 1816 an die Stadt verkauft und dient jetzt zur Turnhalle.

Die Kirche St. Urban in Unter-Limpurg, vormalige Pfarrkirche, nunmehr die Garnisonskirche der Ehren-Invaliden zu Comburg, wie sie auch die Garnisonskirche des reichsstädtischen Kreiskontingents gewesen war. Schiff, Chor und Kirchthurm müssen ursprünglich von byzantinischer Form gewesen seyn, die aber wegen späterer Veränderungen und Erweiterungen sehr gelitten hat. Auch scheint die Kirche einmal ausgebrannt zu seyn. Der Chorschluß ist ganz eigenthümlich. (Kunstblatt zum Morgenbl. 1843 S. 202.)

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0124.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)