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unterstützt, Lehrjungen ledig gesprochen und alle Arme der Stadt am grünen Donnerstag gespeist werden sollten. – Die Capitalsumme der Stiftungen zu Stipendien für Studirende beträgt 34.196 fl., worunter 13.000 fl., welche von Junker Ludwig Berlin von und zu Wäldershub herrühren. – Endlich ist auch noch die Sannwald-Hufnagel’sche Stiftung, von Maria Catharina Susanna Sannwald, geb. Drechsel, 1794 für unglückliche Wittwen und Waisen ihrer Familie gegründet, zu erwähnen, deren Grundstock dermalen 8500 fl. beträgt. Das Capitalvermögen aller Privatstiftungen betrug am 1. Juli 1846 die Summe von 119.057 fl.

Übrige Anstalten.

Des Kreisgefängnisses, eine der vier Staatsanstalten, wo die Kreisgefängnißstrafen vollzogen werden, ist schon oben erwähnt.

Dasselbe ist der Fall mit dem alten Wildbad (s. o. S. 10), von welchem ein Bericht von 1644 sagt, daß dieses „Kleinod in desperaten affectibus vielen Personen geholfen,“ daher es der Rath damals wieder herstellen ließ; sowie mit dem Soolbade (s. o. S. 10), dem ersten, das in Süddeutschland angelegt worden. Das Gebäude auf dem schon zuvor erwähnten Unterwörth, worin letzteres nun untergebracht ist, war früher das städtische Schießhaus. Neben diesen Bädern, womit seit 1841 auch eine Molken- und Kräutersäfte-Kur-Anstalt verbunden ist, besteht ein seit 1839 stark benütztes Strom- und Wellen-Bad.

Die soliden Wasserleitungen der Stadt rühren noch aus dem Anfang des sechzehnten Jahrhunderts her. Das Trinkwasser selbst ist aber nicht von guter Beschaffenheit (s. o. S. 9). Von schöner Arbeit in gothischem Styl ist namentlich der 1509 errichtete Brunnen beim Rathhaus; neben ihm steht noch der gleich alte Pranger.

Ärzte haben dermalen sechs ihren Wohnsitz in der Stadt. Auch ist hier des Fesenbeck’schen orthopädischen Instituts zu gedenken.

Außer den schon oben erwähnten verschiedenen Vereinen sind die 1831 gegründete, für Lectüre und gesellige Zwecke bestimmte, Harmoniegesellschaft, der seit 25 Jahren bestehende Musikverein für Gesang und Instrumentalmusik mit mehr als 100 Mitgliedern, ferner der 1831 gegründete Singkranz und die 1837 entstandene Liedertafel zu nennen.

In älteren Zeiten ward die Lust am Schauspiel gepflegt. Nicht nur erwachsene Bürgerssöhne, sondern auch Zuhörer des Gymnasiums führten Schauspiele auf. Im J. 1676 beschloß der Rath:

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)