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Sulburg und Conrad von Bachenstein begabten sie 1365 auf’s Neue. Es geschahen beträchtliche Wallfahrten zu ihr und sie wurde, auch nach der Reformation, von Mönchen des Klosters Schönthal versehen, bis die Stadt 1718 den daneben gestandenen Klosterhof mit Gefällen sammt der Capelle um 5900 fl. ankaufte. In derselben soll seit 600 Jahren eine in Stein gehauene Guillotine gestanden haben. Sie wurde 1808 auf K. Friedrichs Befehl abgebrochen. Ihr massiver Bau hatte bewirkt, daß nicht auch die Gelbinger Gasse von dem Brande des Jahrs 1728 ergriffen wurde.

Die Langenfelder Capelle wurde 1417 bei dem Langenfelder Thor durch die Stadt gebaut und dotirt. Wann sie abgegangen, ist unbekannt.

Die Josen- oder St. Josephs-Capelle in der Gelbinger Gasse wurde 1379 von Seifried Schneewasser auf’s Neue gebaut. Sie brannte 1680 ab.

Die Veldnerin Capelle stand auf dem Kirchhof, neben St. Michael, und war Familienstiftung und Begräbniß der Veldner und der mit ihnen verwandten Geyer, Stetten und Vellberg. Sie ward 1344 neu errichtet und hatte 4 Pfründen. Im J. 1493 wurde sie abgebrochen. S. St. Michael.

Die „Capelle vff dem Kerner“ (d. h. Keller oder Gruft) stand ebenfalls daselbst und diente als Begräbnißcapelle („ossa defunctorum deponenda“). Sie hatte 2 Pfründen und scheint auch 1493 abgebrochen worden zu seyn.

Endlich standen in Unterlimpurg eine mit dem dortigen Klösterlein verbundene Marien-Capelle und eine Capelle zu St. Bartholomäus.

Die Stadt zählte somit zur Zeit der Reformation mindestens 40 Weltgeistliche. Dazu kamen noch mehrere Mönche und Nonnen. Namentlich:

Das alte Benediktinerkloster zu St. Jakob soll die Mutter von Comburg gewesen seyn. Zu Anfang des 12. Jahrhunderts erwies sich Einer aus dem Geschlechte der Kochergaugrafen wohlthätig gegen dasselbe, indem noch zur Zeit der Reformation am Portal des Klosters neben der Jahrszahl 1112 zu lesen war: LVDEVIC. DE. VESTHEIM. ET. MEREGARD. VXOR. EIVS. Wann und warum die Benediktiner Hall verließen, ist unbekannt. Wir treffen, wie schon S. 169 bemerkt, 1236 an ihrer Stelle Barfüßermönche. Dieses Kloster bestand bis zur Reformation, indem nun der Magistrat 1524 die Mönche mit Leibgedingen versorgte. Kloster und Kirche waren der Begräbnißort des Stadtadels. Das erstere brannte 1728 mit der daneben gelegenen Kirche ab.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0172.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)