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Außer diesem war noch ein Bruderhaus mit Begharden von der dritten Regel des heil. Franziscus noch 1519 vorhanden.

Derselben Regel gehörten die „willigen armen Schwestern“ oder Beguinen an, die dadurch berühmt wurden, daß die heilige Brigitte, als sie auf ihrer Reise von Schweden nach Rom 1363 in Hall ankam, verlangte, bei denselben zu wohnen. Heinrich Eberhard trat ihnen 1412 sein Haus beim Hospital ab, 1514 aber zogen sie in den Berlerhof (Nonnenhof), eine der sieben Burgen. Es waren damals zwölf Schwestern, die drei Tuchwebstühle hatten.

Auch in Unter-Limpurg war ein ähnliches Institut. Eine Schenkin von Limpurg ließ nämlich 1328 nächst bei der Kirche eine der heil. Maria geweihte Frauenklause nebst Capelle (s. oben S. 172) bauen. Sie bestand aber nur bis 1417, wo Schenk Friedrich III. die Capelle in Gaildorf stiftete und dazu die Einkünfte des Klösterleins, weil keine Person davon mehr leben konnte, verwendete.

Als halbgeistliche Anstalt ist endlich noch die S. 111 gedachte Johanniter-Commende zu erwähnen. Die Zeit ihrer Stiftung ist so wenig bekannt, als die des Hospitals (s. oben S. 139), welchem die Ordensbrüder vorstanden. Außer dem Commenthur und einigen Dienern waren vier, später sechs geistliche Ordensbrüder zu Versehung des Gottesdienstes in der Kirche St. Johann vorhanden. Das Commendegebäude s. S. 127. In späteren Zeiten wurde die Commende mit jener zu Affaltrach verbunden. Der Sitz des Johannitermeisters deutscher Zunge war bekanntlich in Heitersheim auf dem Schwarzwalde. Die Besitznahme durch Württemberg s. o. S. 111.

Hall gehört unter die ersten schwäbischen Reichsstätte, die durch Luthers Reformation gewonnen wurde.[1] Schon 1248 erklärten die Bürger den Papst mit der ganzen Clerisei für Ketzer, der keine Sünden vergeben könne, indem sie zugleich in ihrer Anhänglichkeit an die Hohenstaufen zum Gebet für den Kaiser Friedrich und seinen Sohn aufforderten. (Cleß a. a. O. III. 570.) Zu einer Änderung der kirchlichen Dinge bereitete auch das Predigtamt vor, das bereits im 14. Jahrhundert in Hall bestand (das „Predigerhaus in der Pfaffengasse“ wird 1382, „das Predigtamt zu St. Michael“ 1447 genannt); zu diesem berief der Magistrat auf Empfehlung des Johann Eisenmann, Pfarrers bei St. Michael, den Dr. Johann Brenz, der am 8. Sept. 1522 seine Probepredigt hielt, und im J. 1523 die Messe in der Michaelskirche abschaffte


  1. Näheres s. in Hartmann und Jäger Johann Brenz. 2 Bände, und Prescher a. a. O. I. 273 etc.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)