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und sofort die Auflösung des Barfüßerklosters, wo er die lateinische Schule einrichtete, bewirkte, und in St. Michael am Christfest 1526 die Abendmahlsfeier hielt. Aber in den andern Kirchen der Stadt und in den Gebietsorten wurde noch Messe gelesen. Inzwischen verfaßte Brenz 1526 die erste Kirchenordnung nebst Schulordnung, welcher 1528 sein Katechismus folgte. Im Magistrat saßen jedoch einige Altgläubige von Ansehen, welche sich gegen diese Bestrebungen stemmten, so, daß Luther sagte, Hall sey 1529 wieder abgefallen, obwohl nunmehr auch durch Georg Gräter, Pfarrer bei St. Catharina, dieser Sprengel reformirt worden war. Endlich brachte es Brenz 1534 dahin, daß der Magistrat die Kirche in der Schuppach, welche die altgläubigen Patricier besuchten, und die zu St. Johann schließen ließ. Unter-Limpurg ist erst 1541 übergetreten (Prescher a. a. O. I. 302). Die Gebietsorte wurden allmählig, nachdem Hall dem schmalkaldischen Bunde beigetreten, von 1538 bis 1540 gleichfalls reformirt und den evangelischen Pfarrern in dem von Brenz neuorganisirten Ruralkapitel ein kräftiger Vereinigungspunkt gegeben. Für das hallische Land ließ Brenz 1543 eine eigene Kirchenordnung erscheinen. Gegen Einführung des Interims wehrte sich Brenz so standhaft, daß der kaiserliche Kanzler einen Commissär nach Hall schickte, um den Reformator gefangen zu nehmen. Der Rathsherr Philipp Büschler schrieb ihm jedoch: Fuge, fuge Brenti, cite, citius, citissime, worauf Brenz sogleich, am 24. Juni 1548 von Weib und Kind floh, nachdem er schon im December 1546 sich hatte vor Kaiser Karl V. verbergen müssen. Auch Gräter und Eisenmann wurden verjagt und mit Hülfe der spanischen Besatzung das Interim eingeführt. Die Kirchendiener auf dem Lande, welche nicht Messe lesen wollten, wurden gleichfalls vertrieben, und am Jakobitag hängten die Spanier ein Crucifix in der Michaelskirche auf, aus dessen fünf Wunden während der Messe rother Wein floß. Wann das Interim hier wieder aufgehoben worden, ist unbekannt. Brenz hatte nach langem Umherirren an Herzog Ulrich von Württemberg einen Beschützer gefunden; Eisenmann aber hatte die Stadtpfarrei Urach erhalten. 1

Durch die Reformation waren die schon oben bezeichneten vier Kirchensprengel der Stadt, sowie die Hospitalpfarrei beibehalten worden. Die Hospitalpfarrei wurde aber 1805 mit der Pfarrei von St. Johann und Gottwolshausen verbunden und durch die Organisation von 1812 die Pfarrei von St. Johann und Gottwolshausen aufgehoben, der Pfarrsprengel von St. Johann mit dem von St. Catharina vereinigt und der Pfarrort Gottwolshausen mit dem Weiler Sülz als Filialpfarrei mit der Pfarrei Gailenkirchen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0174.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)