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geneigt, sind sie nun so sparsam, daß auch die Reicheren in der Woche nicht im Wirthshaus zu sehen sind. Daher sind sie nunmehr im Betriebe der Landwirthschaft und der Gewerbe, worin sie gerne dem Beispiele der Einsichtigeren folgen, ausgezeichnet, und der Wohlstand ist, wenn auch mehrere gering bemittelt sind, im Steigen begriffen. Dabei ist ein reger kirchlicher Sinn vorhanden.

Der Boden ist fruchtbar, hauptsächlich an Roggen, Dinkel, Haber und Reps, und wird gut cultivirt. Dadurch und durch rege Gewerbsamkeit blüht der Ort immer mehr empor. Man findet in neuerer Zeit hier fast alle städtischen Gewerbe: 8 Kleinhändler, 4 Handlungen, 1 Ölmühle, 6 Wirthschaften, worunter 2 Bierbrauereien, eine gut betriebene Käserei, eine viel gesuchte Ziegelei, 82 Handwerker mit 29 Gehülfen. Der Gewerbesteuer-Anschlag auf 1. Juli 1845 war 265 fl. Auch eine Apotheke und ein Arzt finden sich hier.

Filialien von Ilshofen sind Ober- und Unter-Schmerach. Auch besuchen die evangelischen Einwohner von Groß-Allmerspann die hiesige Kirche; die hiesigen Katholiken dagegen jene in Groß-Allmerspann. Das Patronat ist von der Reichsstadt her königlich. Die Schule wird auch von den Filialisten besucht. – Der Ort hat das Recht zu drei stark besuchten Jahrmärkten, wozu er am 4. September 1570 von Kaiser Maximilian berechtigt wurde. – Bis 1803 war Ilshofen der Sitz eines eigenen hallischen Amtes. Das Gemeinderechts-Verhältniß ist seit mehreren Jahren durch Übereinkunft aufgehoben.

Der Ort ist von hohem Alter und gehörte in den ältesten Zeiten den Grafen v. Flügelau, deren Burg 11/2 Stunden von Ilshofen entfernt, unterhalb dem sogenannten Burgberg bei Roßfeld gestanden hat. [1] Notizen finden wir über diese Grafen theils in Winterbachs Geschichte der Reichsstadt Rothenburg II. S. 248, welche 942 einen Johann v. Flügelau auf einem Turnier in Rothenburg a. d. T. erscheinen läßt und der eine Zibarda v. Brauneck zur Gattin gehabt haben soll, theils erwähnt Schöll in seiner Geschichte des Hauses Hohenlohe etc. III. 938 einen Michael, Baro de Flügelaw, und Widmann in seiner hallischen Chronik 1171 einen Albero und 1209 einen Wolf v. Flügelaw. In Urkunden finden wir 1238 den Sohn eines verstorbenen Albrechts v. F., dann 1258


  1. Da in alten Urkunden der Name „Ulleshoven“ heißt, so wollte ein Pfarrer denselben von Ulysses herleiten. Wahrscheinlicher ist, daß der Name mit jenem der obengenannten früheren Besitzer des Ortes verwandt ist, indem die Bildung des Wortes „Ulleshofen“ fast dieselbe ist, wie „Ulleglowe,“ gleichbedeutend mit „Flügelau.“
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)