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Steige dahin. Die Lage auf der Ebene zwischen dem Kocher und der Jagst ist ganz offen und freundlich, das Klima mild und der Boden äußerst fruchtbar, indem hier Alles gebaut werden kann. Der Gemeindebezirk zeichnet sich durch geringe Sterblichkeit, aber auch durch wenige Geburten aus (s. o. S. 38 und 39). Er ist dem Forstamt Crailsheim zugetheilt. Orlach hat ein burgartiges Ansehen. Auf eine Bergspitze hinausgebaut und von zwei Seiten von tiefen Bergschluchten umgeben, auf der andern Seite aber früher von einem Wall und tiefen Graben eingeschlossen, war der Ort, zu dem nur ein einziger Eingang führte, in älteren Zeiten sehr fest und scheint eine Bedeutung gehabt zu haben, deren Grund sich jetzt nicht mehr erklären läßt.

Die Zehenten bezieht zu 2/3 Freiherr v. Gemmingen-Guttenberg und zu 1/3 die Ortspfarrei. Der v. gemmingen’sche Antheil gehörte früher den v. Morstein zu Bibersfeld, von diesen kam er an die Hölzel Starnstein und von da an die jetzigen Besitzer, und zwar als limpurgisches, nachmals brandenburgisches, nun württembergisches Lehen. (S. Bibersfeld). Gefälle daselbst bezieht der Staat, die Stadtpflege und die Armenverwaltung Hall. An denen des Staats sind seit 1817 für 626 fl. 52 kr. an Capital abgelöst worden.

Der Ort ist freundlich und reinlich. Die Wohnhäuser sind fast alle in den letzten 30 Jahren neugebaut worden und viele verblendet. Er hat eine Kirche zu St. Kilian, ein Pfarrhaus und eine Schule. Die Baulast an sämmtlichen Gebäuden liegt wegen der Oberlandesheiligenpflege dem Staat ob. Eingepfarrt sind, außer Orlach und Elzhausen, noch Zottishofen und Dörrhof, Oberamts Künzelsau. Das Patronat steht wegen Halls der Krone zu. Die Schule wird schon 1600 erwähnt. Im Jahr 1701 wird dem Lehrer das Barbieren, Schröpfen und Aderlassen gestattet.

Orlach hat eine Schildwirthschaft mit Brauerei und ist durch die Seherin von Orlach (Tochter des dermaligen Schultheiß Gronbach) neuerlich (1835) zu einiger Celebrität gelangt. Die Einwohner stehen gut.

Der Ort gehörte ebenfalls zu den vielen Besitzungen der Schenken v. Limpurg im hiesigen Oberamt, die sie als Lehen vergaben. Im Jahr 1351 verkaufte Conrad Mangold, Conrad und Walther, sein Sohn und Heinrich Welden v. Sontheim die Vogtei und das Gericht nebst allen Rechten und Gerechtigkeiten an Conrad v. Bachenstein, als limpurgisches Lehen, nebst einem Gütchen, das er als comburgisches Lehen zu Orlach mit Rudolph Philipp gemein hatte, und 1428 vertauschte ein Conrad v. Bachenstein eben diese

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0235.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)