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päpstlichen Bestätigungsbullen erhellt deutlich, daß es die drei Stifter Comburgs waren, welche das Patronat der Kirche „beati Johannis Baptiste in Steinwage“ und jenes „beate Marie Magdalene in Künselsawe“ Comburg geschenkt hatten. Somit ist die Kirche älter als das Kloster Comburg, sie wurde aber schon 1286 demselben incorporirt und von da durch ständige Vicarien versehen. Bis 1803 hatte Comburg das Patronat.

Auf dem Felsen, auf welchem die Kirche steht, soll eine Burg gestanden haben, welche der Sitz der Edeln v. Steinwag war, die wahrscheinlich Dienstleute der Herren von Comburg gewesen sind. Ein Hermann von Steinwag war 1267 Bürger in Hall; ein Conradus de Steinbach apud pontem ist 1293 Zeuge, und noch 1376 kommt ein Hermann von Steinpach vor.

Zu Steinbach gehört das ganz nahe, nordöstlich gelegene, vormalige Ritterstift Comburg, [1] früher Kamberg genannt, das auf einem freien, aus dem Kocherthal sich erhebenden, mäßig hohen Bergkegel liegt und mit seinen festen Ringmauern, imposanten Thürmen, malerischen Baumgruppen und Alleen und fruchtbaren Bergseiten ein ungemein freundliches Bild darstellt. Comburg ist jetzt der Sitz des königl. Ehren-Invalidencorps und führt, als vormalige Residenz königlicher Prinzen, noch die Benennung eines königl. Schlosses. Dasselbe wird aus etwa zwölf ganz massiven, innerhalb der Ringmauern stehenden Stiftsgebäuden, worunter die Obervogtei, die alte und neue Dechanei etc. gebildet, welche der k. Kriegsverwaltung für das Invalidencorps eingeräumt sind. Einige andere Gebäude gehören gleichfalls dem Staate, in deren einem die mit dem Forstamt verbundene Holzsamen-Ausklenganstalt sich befindet. Ebenfalls Eigenthum des Staates sind nachfolgende Gebäude: die durchaus von guten Steinen bis unter das mit Schiefer gedeckte Dach erbaute Stiftskirche zum heil. Nicolaus. Sie wurde 1707 bis 1715 von würzburger Künstlern zwar im sogenannten Zopfstyle erbaut, ist aber prachtvoll und in imposanten Verhältnissen ausgeführt und namentlich durch die reichen Verzierungen der Säulen ausgezeichnet. Nur die drei, bis zum Knopfe steinernen Kirchthürme, welche noch von der ersten Klosterkirche herrühren, sind von höherem Alter und lassen schließen, daß die letztere eine Säulenbasilika gewesen. Die Thürme sind viereckig bis zu der sich ins Achteck umsetzenden stumpfen, steinernen


  1. Außer den angeführten Druckschriften hauptsächlich nach Originalurkunden und einem Codex aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts im königl. Staatsarchive.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0244.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)