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Pyramide. Sie wurden ums Jahr 1080 bis 1140 erbaut, sind aber bereits mit einzelnen Spitzfenstern versehen. In denselben hängen neun harmonisch klingende Glocken. Die Kirche hat eine Orgel mit 22 Registern, 2 Oratorien und 2 Haupt- und 4 Neben-Altäre. In dem großartig schönen Chor ist eine halberhabene Arbeit in Alabaster bemerkenswerth, deren Köpfe gut gearbeitet sind, die Kreuzesabnahme vorstellend, von Veit v. Eltershofen in die Josephskapelle gestiftet. Sehr merkwürdig ist der schöne einst an Gold und Edelsteinen reiche Hauptaltar in byzantinischer Arbeit, mit schönen Bildern in getriebener Arbeit und mit Emaille (abgebildet bei Boisserée Denkmale der Baukunst am Niederrhein). Er wurde von dem dritten Abt Hartwig errichtet und steht über dem Grabe der Stifter des Klosters. Rüdiger, der achte Abt, ließ die Gebeine der Grafen Burkhard und Heinrich, der Stifter, sowie des Wignand v. Castell und des Abtes Hartwig ausgraben und in einem steinernen Sarg unter diesem Altar beisetzen. Als Abt Ernfried II. 1468 das Grab öffnen ließ, fand man die Gebeine der Stifter in einem, die des Wignand in einem andern und die des Abtes Hartwig in einem dritten ledernen Sacke, daneben vier bleierne Tafeln, worauf in lateinischer Schrift die Todestage der Verstorbenen verzeichnet waren. Über dem Hauptaltar hängt ein von Abt Hartwig gestifteter, reich vergoldeter Kronleuchter mit 12 Thürmchen und 12 Brustbildern. Er wurde 1570 renovirt und mit einer lateinischen Umschrift versehen. Die rings herum laufenden schönen Arabesken mögen noch aus den ältesten Zeiten herrühren. Die Kirche ist der Gemeinde Steinbach zum sonn- und fest-täglichen Gebrauch eingeräumt, indeß die wenig geräumige Dorfkirche nur noch zum werktäglichen Gottesdienst bestimmt ist. An die Kirche stößt der verfallene Kreuzgang mit der Josephscapelle und die an diese angebaute Schenkencapelle, das vormalige Erbbegräbniß der Schenken von Limpurg. Mit Ausnahme einiger Statuen und Grabsteine der Schenken, die kaum noch lesbar sind, ist in der letztern nichts mehr vorhanden. (S. Prescher a. a. O. I. 155, 160, 178). Zwischen der Kirche und der neuen Dechanei steht ein räthselhaftes steinernes Gebäude, durch welches man auf den Kirchhof gelangt. Es diente einst zum Archiv und zur Schatzkammer; ob es aber ursprünglich ein Baptisterium oder ein Oratorium gewesen, ist noch unentschieden. Es ist sechseckig, romanischen Styls, stammt wohl aus der Mitte des 12. Jahrhunderts und ruht auf einer prachtvollen Säule. Die innere Wand zeigt Heiligenbilder, aus dem 15. Jahrhundert. (S. Kunstblatt zum Morgenblatt, 1843. S. 218.) Von gleichem Alter ist die Begräbnißcapelle und der innere Thorbau. Der letztere ist

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0245.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)