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andern halben Theil am Gericht und an Vogtei, nebst 6 Gütern dem Bernhard v. Rinderbach zu rechtem Mannlehen, welcher 1524 dieses Alles wieder an Hall verkauft, wohin auch 1521 von Comburg, 1536 von Schenk Erasmus, 1562 von Schenk Friedrich v. Limpurg und 1589 von Friedrich Erasmus Schlez einige Güter kamen. – Die übrigen Güter zu Westheim gehörten zu der schon oben gedachten Pflege des Klosters Murrhardt dahier. Nach einer handschriftlichen Chronik desselben gibt 1054 Kaiser Heinrich III. auf Bitten seiner Gemahlin Agnes diesem Kloster „regale alodium in Westheim in pago Kochengawe“. Die hiesigen Güter der Pflege bestanden aus den Zehenten, dem Pfleghofe, dem Widdumhof, einer Kelter, der Badstube, drei weiteren Erblehen, einer Mahlmühle und dem Gute in Vohenstein, alles dieß mit vogteilicher Obrigkeit, sowie aus 8 Lehengütern ohne diese. Die Pflege bestand, wie schon S. 111 bemerkt, bis 1803; im Hause des Beamten ist nun eine Wirthschaft eingerichtet; es soll von 1318 bis 1378 den Grafen von Westheim zur Wohnung gedient haben. – Westheim mit Parcellen war bis 1803 dem hallischen Amte Rosengarten einverleibt.

Die Pfarrei ist eine der ältesten, dafür spricht namentlich ihr großer Sprengel, zu welchem selbst ein Theil von Hall (s. o. S. 170) gehört hatte. In alten Zeiten hatte der Dekan des haller Capitels hier seinen Sitz; 1286 findet sich Ulricus, decanus in Westheim (Menken a. a. O. S. 403); 1346 Herr Hartwat, Kirchherr zu Westheim. Im Jahr 1396, nachdem die Pfarrei durch Schenkung der Herrn von Westheim an das Kloster Murrhardt gekommen, wurde dieselbe diesem incorporirt. Die Reformation wurde, wie in Altwürttemberg, 1535 eingeführt. Als Pfarrer von Ödendorf hatte der Pfarrer die württembergische, als Pfarrer von Westheim die hallische Kirchenordnung zu beobachten; in ersterer Eigenschaft stand er unter dem württembergischen, in letzterer unter dem haller Consistorium. Bis 1803 geschah die Visitation abwechslungsweise von beiden.

Von Edlen v. Westheim finden wir 1112 Ludewig de Westheim et uxor Maregard, 1288 Marquard v. Westen (Wibel a. a. O. II. S. 179) und Irmela de Westheyn (Wibel a. a. O. IV. S. 154). Ob dieselben der alten Grafenfamilie angehörten, welche nach Chroniken hier gesessen seyn solle, indem Westheim der Sitz eines Gaugrafen gewesen, welchem ein Theil des Kochergaues, der sogenannte Schöngau oder Rosengarten, untergeben gewesen (s. o. S. 106), ließ sich nicht ermitteln. Als der Letzte des Geschlechts, dessen Name auch nicht bekannt ist, 1378 gestorben, kamen durch Schenkung beträchtliche Zehenten und Güter an das Kloster Murrhardt.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0316.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)