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sie seine Bruderssöhne, die Stifter Comburgs, noch mehr, namentlich mit Zehenten und einem Widdumhof, und schenkten den Pfarrsatz dem Kloster Comburg. Diesem bestätigte namentlich Papst Innocenz 1248 die Pfarrei. Beringer, plebanus in Reinoldsberg wird 1251 genannt (Wibel a. a. O. IV. 13). Wie aber die Pfarrei Comburg incorporirt wurde, 1287 an das Domstift Würzburg und erst 1575 wieder an Comburg gelangte, ist bei Michelfeld gezeigt. Der hiesige, 1562 gestorbene und in der Pfarrkirche begrabene Pfarrer und Chronist, Johann Herold, legte 1529 das Cölibat ab und ließ sich trauen. Von nun an übte Hall die Examination und Bestätigung aus. Es ist hier noch eines tragischen Vorfalls (Prescher a. a. O. I. 207) zu erwähnen. Als nämlich 1433 die Pfarrei erledigt war, übertrug sie der Abt von Comburg dem Sohn eines Salzsieders. Weil aber der Vorgänger in einem Papstmonate gestorben war, so erschien auch ein vom Papst ernannter Pfarrer aus der Markgrafschaft Ansbach im Pfarrhaus und schloß den hallischen aus. Darüber kam es zum Streit, und weil Hall und Comburg sich nicht darein mischen mochten, so brach der Haller mit Hülfe Einiger in das Pfarrhaus und verlangte, daß der Andere weiche; und weil dieser sich sträubte, so schleppten sie ihn an die Bühler, zwischen Scheffach und Hopfach, warfen ihn hinein und zerrten ihn an einem Seile hin und her, worüber er im Wasser den Geist aufgab. (Der Ort daselbst heißt noch der „Pfaffengump.“) Allein ein Bruder des ertränkten Geistlichen war ein Dienstmann Conrads von Bebenburg, welcher nun mit einigen andern Dienstleuten an den Einwohnern von Reinsberg Rache nahm, das Dorf plünderte, Mehrere tödtete und allerlei Unzucht trieb. Auf erhaltene Nachricht kamen nun die Haller zu Hülfe, erstachen Einige und nahmen 21 gefangen, die sie am Tag nach Nicolai 1434 erhängten. Es waren dabei: Conrad von Bebenburg und sein Narr, Hans von Thann, Berchtold von Bibrach, ein Junger von Bibrach, 14 Jahr alt, Heinz von Absberg und ein von Gebsattel. Daraus entstanden nun aber viel größere und blutigere Händel, die erst 1446 ein Ende nahmen.

Hinter dem Dorfe, oberhalb Scheffach, stand die Burg Reinsberg, wo die Herren von Reinwoldsberg saßen, welche zu den ersten Wohlthätern Comburgs gezählt werden (Wibel a. a. O. IV. 58). Wir fanden jedoch nur Einen dieses Geschlechts, 1420 Friz von Reinwoldsberg, Bürger zu Hall. Wann die Burg zerstört worden, ist unbekannt; mit den Steinen derselben soll 1413 die Badstube erbaut worden seyn. Die Ruine mit Zugehör kam später in die Hände der Schenken von Limpurg, welche 1562 den in sechs Theile getheilten Burghof und Gülten aus dem Burgstall an die Stadt Hall abtraten.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0323.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)