Seite:OAHeidenheim 112.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

3. Besondere Schicksale des Oberamtsbezirks.

Um hier bloß übersichtlich anzudeuten, was zum Theil im topographischen Abschnitte näher entwickelt wird, so bemerken wir, daß Orte wie Ulm, Lauingen, Dillingen, welche von der Natur und nach der Erfahrung die Bestimmung zu Hauptwaffenplätzen haben, zu nahe lagen, als daß nicht meist der Schauplatz der bedeutenderen Begebenheiten in Schwaben auch in unseren Bezirk sich herüberspielte. Im Rieß wurde im J. 841 eine merkwürdige Schlacht geliefert, deren Folgen zur Absonderung Deutschlands vom carolingischen Weltreiche wesentlich beitrugen (Stälin, Wirt. Gesch. I. 256). Lebhaft tobte in der Umgebung von Heidenheim der Städtekrieg (1448, s. Güssenberg, Hürben), bei Giengen (s. G.) im J. 1462 der Krieg Herzog Ludwigs des Reichen von Bayern mit Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg; erobernd zog der schwäbische Bund durchs Brenzthal dem Herzen des Württemberger Landes zu, als er im J. 1519 den Herzog Ulrich vertrieb (s. Heidenheim); auch der Bauernkrieg regte diese Gegenden auf.[1] Im schmalkaldischen Kriege im J. 1546 stunden Kaiser Karl V. und die Bundesfürsten etliche Wochen im untern Brenzthale einander gegenüber, bis letztere zum Weichen kamen. Das schrecklichste Unglück über diese Gegend brachte die versengende Flamme des 30jährigen Krieges nach der Nördlinger Schlacht.[2] Schwer lasteten auf ihr auch die Einfälle der Franzosen in den 80ger Jahren des 17. Jahrhunderts. Der spanische Erbfolgekrieg war eine große Plage für unsern Bezirk; im J. 1702 wurde Stadt und Amt von

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_112.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. 1526 Verschreibung von 45 Bauern zu Brenz gegen ihren Junker Hans Güssen, daß sie die ihnen auferlegte Geldstrafe, weil sie an dem Bauernkrieg Theil genommen hatten, in 4 Zielern allwegen auf Georgi bezahlen wollen. Orig. im Stuttg. Staatsarchiv.
  2. Ein Beispiel von vielen: im J. 1649 berichtete die Gemeinde Schnaitheim, „seit der Nördlinger Schlacht, also seit 15 Jahren, sey nicht wohl eine Woche vorübergegangen, wo sie nicht einen Durchzug oder Quartier, ja zum öftern zwei oder mehrere auf dem Hals gehabt.“