Seite:OAHeidenheim 127.png

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Nahrungsstand.

Im Allgemeinen herrscht viel Wohlstand, dessen Hauptquelle in den Gewerben fließt. Der Feldbau ist untergeordnet. Wir lassen daher der Darstellung der landwirthschaftlichen Verhältnisse eine kurze Übersicht der gewerblichen vorangehen. Über den ausgedehnten Fabrikbetrieb, der zu den wichtigsten in Württemberg gehört, und 800 — 1000 Personen theils aus der Stadt, theils aus den benachbarten Dörfern in den Fabriken selbst beschäftigt, und über 1000 Baumwollen-, einige hundert Wollenweber, und eine große Anzahl von Linnenwebern auf dem Lande in Nahrung setzt, ist oben S. 75 u. f. die nöthige Nachweisung im Allgemeinen gegeben worden. Hier ist aus der 1842 revidirten statistischen Übersicht nachzutragen, daß in die Kategorie der Fabriken[1] folgende hiesige Geschäfte gehören: 1) G. und F. Meebold, Baumwollenweberei, beschäftigt 265 Stühle, liefert rohe Cottone, gefärbte Sarsenets, weiße Hamans, Percales und Shirtings; Absatz nach Württemberg, Bayern und Baden. Mit dieser Fabrik ist eine eigene Bleiche mit neuer Einrichtung, Färberei, Farbstampfe und eine Appretur-Anstalt verbunden. 2) G. Meebold und Comp., Cottonfabrik (mit Waarenlager in Stuttgart); ihr Betrieb begann 1840 in der oben erwähnten neu erbauten Fabrik; sie liefert Zitze, Indiennes, Wollmusselin, die theils auf 122 mechanischen, durch Wasserkraft getriebenen Stühlen gewoben, theils schon gewoben und gebleicht von Ettlingen und Augsburg bezogen werden. Der Absatz geht ausschließlich ins Zollvereinsgebiet. Diese sehr sehenswerthe Fabrik hat eine Dampfmaschine zu 16 Pfkr., eine Walzendruckmaschine, zwei Modelldruckmaschinen, einen Gravierstuhl, zwei Scheermaschinen, sechs Waschräder, zwei Dampfkessel, zwei Wasserräder, vierzehn Farbstanden, zwei Appreturmaschinen, einen Hydroextractor zum Schnelltrocknen, welcher letztere eine der neuesten französischen Erfindungen ist. Die Dampfmaschine ist darin eigenthümlich und neu, daß der Dampf nach gemachtem Gebrauch als Triebkraft, noch zur Heizung der Färberei dient. Das Geschäft ist sehr blühend, doch wird die Fabrikation der Wollmusseline von der durch hohe Ausgangsprämien begünstigten französischen und englischen Konkurrenz erdrückt. — 3) Rieker und Neunhöfer, Weberei und Leinwandhandlung, beschäftigt einige hundert Handwebstühle auf dem Land, und liefert linnene und halblinnene Waaren, rohe und gefärbte Baumwollfutter (Kanefas und Sarsenets). Das Linnengarn wird aus der Umgegend

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_127.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Insofern sie über 1000 fl. Betriebskapital und zugleich kaufmännischen Betrieb haben.