Seite:OAHeidenheim 145.png

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Die Lage des Orts ist angenehm und gesund, sein Ansehen von außen und innen sauber und gefällig; auch gehört die Bauart zu den besseren im Oberamte. Strohdächer finden sich nicht. Die Zahl der Wohngebäude beläuft sich auf 143. Die Pfarrkirche, welche, wie gesagt, etwas erhaben und mitten im Orte steht, gewährt mit dem wohlgebauten Thurm einen vortheilhaften Prospekt; nicht minder macht auch das Innere derselben, welches im J. 1780 nebst dem Thurm eine gänzliche Erneuerung erfuhr, durch seine geschmackvolle Einrichtung einen sehr angenehmen Eindruck. Im J. 1836 erhielt sie größtentheils aus Communmitteln eine schöne Orgel. Der unbedeutende Heilige trägt die Cultkosten, die Baulast an der Kirche aber zur Hälfte mit der Gemeinde. Die Stiftungspflege hat 90 fl. Einnahme; das etwaige Deficit deckt die Gemeindepflege. Das Pfarrhaus, dessen Baulast dem Staat (Kirchengut) obliegt, hat eine schöne und freie Lage; unweit davon steht das Rath- und Schulhaus, welches die Gemeinde 1828 auf ihre Kosten erbaute. Im Winterhalbjahr besteht eine Industrieschule. Auch hat sich ein Gesangverein gebildet. Der Begräbnißplatz befand sich früher um die Kirche; seit einigen Jahren ist ein neuer, nördlich vom Ort, angelegt. Die Staatsstraße von Heidenheim nach Ulm und Lauingen berührt den Ort selbst nicht, sondern durchschneidet nur den östlichsten Theil der Markung. Ein gut unterhaltener Vicinalweg führt von hier über Anhausen nach Dettingen auf die Alp. Die Gemeinde hat 3 hölzerne Brücken und einen Steeg über die Brenz zu unterhalten.

Erwähnung verdienen die sogenannten Heidengräben in der Richtung gegen Mergelstetten; so weit soll in alten Zeiten Bolheim sich hinaus erstreckt haben, was ein Beweis ist, daß man dort Römerüberreste gefunden und danach gegraben hat; denn überall, wo man Spuren alter Wohnstätten entdeckte, erscheint die Sage, daß der nächste Ort so weit hinausgegangen sey.

Bolheim war ursprünglich hellensteinisch, nachher helfensteinisch, wurde im J. 1448 württembergisch, und theilte seitdem in Beziehung auf seine Oberherrn die Schicksale der Herrschaft Heidenheim. Die Stadt Ulm hatte hier Güter und Rechte; Herzog Friedrich von Württemberg schreibt im J. 1607 „ihm sey in jüngst getroffener Tauschhandlung das Forsthaus zu Bolheim von einem Rath zu Ulm nebst andern Juribus eingeräumt worden.“

Vieler Grundbesitz allhier war in früher Zeit in geistlichen Händen, besonders der Klöster Lorch, Herbrechtingen und Anhausen. Im J. 1279 bezeugen Ulrich von Gundelfingen und seine Söhne Degenhard, Andreas und Siboto den Verkauf eines Gutes in Bolheim an Kl. Anhausen (Gabelkh.), welches im J. 1320 vom Kloster

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_145.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)