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wurde von K. Karl V. ein kaiserlicher Schreiber mit einem Panisbrief an das Kloster gewiesen, wonach derselbe mit einer Herrenpfründt von Küche und Keller etc. sein Lebenlang versehen wurde (Bes. S. 347). – Aber bald ermächtigte der im J. 1555 geschlossene Religionsfriede den Herzog Christoph, wieder einen evangelischen Abt zu bestellen, wozu er den Pfarrer an der St. Georgenkirche in Tübingen, Johann Eisenmann, wählte (1558). Derselbe Herzog befahl im J. 1557, daß in den Klosterdörfern die Vogtgerichte von seinen Beamten sollten gehalten werden (Besold 349); auch ließ er in Anhausen eine Land- und Klosterschule einrichten, welche dreizehn Studenten aufzunehmen hatte (Schwäb. Magaz. 1776. S. 567), aber schon im J. 1584 mit der von Königsbronn vereinigt wurde (Binder, Kirchen- und Lehrämt. 1, 57. 81).

Nachdem die Evangelischen kein volles Jahrhundert im Besitz des Klosters gewesen, so mußte nach dem Restitutionsedikt von 1629, da am 25. August 1630 die Kaiserlichen Anhausen besetzten, der Abt Heinrich Efferhen den Katholischen weichen,[1] worauf er bald, den 26. Okt. 1631 zu Heidenheim, seinem Zufluchtsorte, starb. Es stritt sich aber die Congregation der Benedictiner in der Constanzer Diözes mit dem Bischof Heinrich von Augsburg um den Besitz von Anhausen, doch verglich sie sich bald, ihren Ansprüchen entsagend. Der Bischof gab sodann das Kloster dem Orden zurück und bestellte durch ein Compromiß den gelehrten Religiösen aus Kl. St. Ulrich und Afra in Augsburg, Carl Stengel,[2] zum Abte, welchem er zugleich das Versprechen abnahm, nach erlangter Facultär innerhalb 6 Jahre zur Herstellung der Academie zu Dillingen 4000 Scudi zu erlegen (Braun, Besch. d. Bisch. v. Augsb. 4,158).

Dieser Abt mußte indeß im Febr. 1632 bereits wieder abziehen und erhielt im J. 1633 in Joseph Österlein einen evangelischen Abt zum Nachfolger. Diesen aber vertrieben schon im nächsten Jahre die Folgen der Nördlinger Schlacht, im J. 1635 kehrte Stengel zurück, mußte jedoch 1638 wieder fliehen, und endlich

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_152.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Die Gemeinde in dem Dorfe Anhausen blieb auch in den Jahren 1630–32 der protestantischen Lehre getreu, und communicirte theils zu Bolheim, theils zu Herbrechtingen.
  2. Auch als Schriftsteller bekannt, Verfasser von 64 lateinischen, 28 deutschen Werken und Übersetzer von 20 Schriften. Besonders um die Augsburgische Kirchengeschichte erwarb er sich Verdienste. Er war geb. den 29. Jan. 1581 in Augsburg und dort in St. Ulrich, späterhin bei den Jesuiten in Ingolstadt gebildet. In seiner Vaterstadt verschied er den 27. Jul. 1663. Siehe über ihn Braun, Gesch. der Bisch. von Augsburg. 4, 636–40. vergl. 158.