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Die Kirche wurde dem Heiligen als Eigenthum überlassen, der jetzt die Baulast und Cultkosten trägt. Im Ganzen hat die Stiftungspflege 12.000 fl. an Capitalien und 3000 fl. Gülten im Capitalwerth. Darunter sind einige Armenstiftungen begriffen, von welchen zeitweise Brodaustheilungen an die Armen bestritten und ärmere Schulkinder mit Büchern versehen werden. Das im J. 1712 neu und solid gebaute, 1823-25 theilweise erneuerte Pfarrhaus steht bei der obern Kirche und ist mit seinen Nebengebäuden Staatseigenthum. Ebenfalls in der Nähe dieser Kirche ist 1840 ein neuer Begräbnißplatz angelegt worden. In der Mitte des Dorfes baute die Gemeinde 1824 ein ansehnliches Schulhaus, das zugleich zum Rathhaus dient. Die Schule hat drei Klassen und besteht nur für Gerstetten selbst. Schulstiftungen sind nicht vorhanden.

Ein großer, besonders 1842 recht fühlbar gewordener Übelstand ist für den bevölkerten Ort sein Mangel an Brunnquellen. Zwar wurden 1825 im sogenannten „Egelsee“ 1/8 St. vom Ort zwei neue Brunnen gegraben, aber auch diese vermögen nicht, die Einwohner vor großer Noth zu bewahren, da sie in jedem trockenen Sommer versiegen, wo dann das Wasser 2-3 Stunden weit geholt werden muß (s. oben Dettingen).

Markt hält Gerstetten des Jahres einmal, und zwar den ersten Tag Krämer-, den folgenden Tag Viehmarkt. Eine Staatsstraße führt nicht durch den Ort. Von Vicinalwegen ist der erheblichste der nach dem Stubenthal und Heidenheim. In älteren Zeiten führte ein Postweg über hier von Giengen nach Schalkstetten und Geislingen, und hier soll sich eine Zeitlang eine Post befunden haben. Auch war ehemals in Gerstetten namhafter Salzhandel und eine Salzniederlage.

Dieser Marktflecken erscheint zuerst im J. 1152 in der Bulle Papst Eugens II. unter den Orten, wo Kl. Neresheim Güter besaß, welche Graf Adelbert von Dillingen zu schirmen hatte; in der päpstlichen Kanzlei ist er in der hierauf bezüglichen Urkunde Gebestettin geschrieben worden (Wahre Gestalt der Vogtei von Neresheim S. 461, v. Raiser, Lauingen 45). Im J. 1262 kommt vor ein Ulricus decanus de Gerstetten, Siegler der Urkunde des Kl. Lorch für Albertus minister de Gerstetten (Urk. im königl. St.-A.). Gerstetten theilte in Beziehung auf die Landeshoheit, unter welcher es stund, die Schicksale der Herrschaft Hellenstein. Einmal, im J. 1381, war der Ort nebst dem Kirchensatz und Vogtrecht daselbst durch die Gräfin Anna von Helfenstein, geb. Gräfin von Öttingen, an Albrecht von Rechberg versetzt gewesen (Urk. im rechberg. Archiv). Nach den Lagerbüchern des 15. und 16. Jahrh. hat Gerstetten Marktrecht, wie die von Gmünd und „wer zieht gen Gerstetten, der ist und

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_181.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)