Seite:OAHeidenheim 193.png

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ist. Das Patronat beider Stellen ist landesherrlich; früher war die Stadtpfarrei dem Kl. Herbrechtingen incorporirt, s. unten. Filialien hat die Kirche außer dem der Stadt gehörigen Schratenhof keine. Eigenthümlich ist ein Bußtag, der alljährl. den 5. Septbr. zum Andenken an die Einäscherung der Stadt 1634, gehalten wird. – Altarpfründen oder Caplaneien waren vor der Reformation folgende vorhanden: 1) Unser l. Frau (1356 Chunrad Kirchherr zu Sezzingen stiftet die Frauen- und St. Nicolaipfründe. Urkunde im Stuttgarter Staats-Arch.). 2) St. Petri. 3) St. Johannis. 4) St. Bartholomäi. 5) St. Nicolai, s. oben. 6) St. Catharinä. 7) St. Ägidii. 8) St. Elisabethä. 9) St. Ottilien auf den Freithof, 10) St. Leonhard. 11) St. Sebastian. 12) St. Achaz. Eine Prädicatur in der Stadtkirche gründete im J. 1420 Magister Johannes von Riedlingen, Arzt in Nürnberg mit 500 fl. (Kuen Coll. 4, 225). Aus diesen sämmtlichen im J. 1537 vom Magistrat eingezogenen Pfründen wurde in der Folge der Fond der Kirchen-, Schul- und Almosenpflegen gegründet, und die Stelle eines zweiten Geistlichen (des Hospitalpredigers) dotirt.

Von Klosterstiftungen befanden sich hier: ein Benedictiner Frauenkloster, dessen Stiftung ins J. 1412 fällt (Magenau S. 69). Aus diesem Kloster ward in der Folge die Wohnung des Syndicus, die jetzige Stadtpfarrei, s. oben. Noch führt ein Brunnen hinter diesem Hause den Namen Nonnenbrunnen, und einige Gärten heißen „im Kloster.“ – St. Peter, ein Capucinerhospiz, wurde 1576 aufgehoben und ist jetzt (seit 1816) Privateigenthum. Es liegt 1/4 St. nördlich von der Stadt an der Straße nach Heidenheim. Bis zum J. 1554 war hier ein Begräbnißplatz. – Ein Convent der Clausnerinnen St. Augustiner-Ordens (Beguinen) zog 1463 von Hermaringen hieher, und bestand bis 1560. Pfleghöfe hatten hier die Klöster Herbrechtingen (s. oben) und Kaisersheim; der letztere kann nicht mehr nachgewiesen werden.

Unterrichtsanstalten [1] sind: eine lateinische Schule von zwei Klassen, eine Realschule (seit 1821) von einer Klasse, mit welcher seit 1827 eine Sonntagsgewerbeschule verbunden ist; eine Musikschule; eine Volksschule für Knaben, und eine solche für Mädchen je mit zwei Abtheilungen und zwei Lehrern; eine Turnanstalt; eine Industrieschule besteht bis jetzt noch nicht, soll aber errichtet werden. Der Schulunterricht ist für alle Bürgerkinder bis

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_193.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Aus den Alterthümern des Giengener Schulwesens ist zu erwähnen, daß schon den 17. März 1334 ein Chunrat Schlychingk Schulmaister ze Giengen vorkommt (Z. in d. U. Johan Lienungs von Albegg für Kl. Herbrechtingen. Orig. in Stuttg.).