Seite:OAHeidenheim 199.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

welche an den Gränzmarken des deutschen Reiches ursprünglich eine Markgrafschaft verwaltet, und das Gut Giengen, wahrscheinlich als Lehen des in diesen Gegenden reich begüterten Klosters Fulda erhalten hatte. Die genannten Herren mochten zum Hause der Markgrafen von Vohburg oder zu dem der Grafen von Berg und Markgrafen von Burgau gehören. [1]

Wahrscheinlich nicht als altes Kammergut, sondern erst von genanntem Diepold als fuldisches Lehen kam Giengen an das Haus Hohenstaufen, [2] in dessen Besitz es im J. 1188 zum ersten Male erscheint, als burgus Kinc. Es wird damals mit seinen Zugehörungen unter den hohenstaufischen Hausgütern angeführt, welche bei der Verlobung des Herzogs Conrad von Rotenburg (nachherigen Herzogs von Schwaben † 1196, Sohnes des Kaisers Friedrich I.) mit Beringaria von Castilien als Widerlage verschrieben wurden (Pertz Mon. 4, 566). Mehrere Male hielten hohenstaufische Könige hier Pfalz, namentlich K. Friedrich I. den 1. Mai 1171 (Stiftungsurkunde für Kl. Herbrechtingen) und den 19. April 1187 (Hormayr, Gesch. von Tirol. 1b 115), s. Sohn, K. Philipp den 11. Jun. 1206 (Urk. für Kl. Herbrechtingen). [3] Nach dem Fall der Hohenstaufen treffen wir den ersten Habsburger König Rudolf gleichfalls in Giengen, im J. 1274 (Besold 969) und 1287 (Oefele Scr. 2, 104). Die Burg, in welcher der königliche Hof weilte, ist in unbekannter Zeit zerstört worden, es wird jetzt nur noch ein Mauerrest davon gezeigt.

Nach und nach tauchen mehrere Familien des niedern Adels in Giengen auf, von denen einige ursprünglich königliche Lehensträger gewesen seyn mochten. Im J. 1258 erscheint Marquardus et Bertholdus de Giengen, und in freilich weit späterer Zeit befanden sich daselbst Herren von Syrgenstein, von Riedheim, von Wöllwarth, von Westerstetten, von Graveneck, von Rammingen (Magenau 3).

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_199.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Ersteres ist die Annahme von Moritz, Stammreihe und Geschichte der Grafen von Sulzbach 2, 77, auch in den Abh. der hist. Classe der bayr. Acad. Bd. I. Für die zweite Annahme ist anzuführen, daß die oben zuletzt genannte Familie im Zwiefalter Nekrolog eine große Rolle spielt; zu dem kommt, daß eine Urk. von 1301 einen Heinricus marchio de Burgowe als ehemaligen kl. fuldischen Lehenträger aufführt. Schannat Fuld. Lehenhof S. 197 Nr. 8. 9.
  2. Isti sunt principes, qui nostris temporibus beneficia videntur habere de hoc monasterio. Ipse imperator Fridericus, qui quondam dux, .... Diepoldi marchionis beneficium tenuit. Schannat.a. a. O. S. 197. Nr. 6.
  3. Sonst erscheint der Ort urkundlich auch im J. 1216 als villa Giengen. Reg. Boic. 2, 74.