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Anfang, worauf sodann die ulmischen ledige Leute, wann vorher jede Partie den Platzmeistern eine Landmünz gegeben hatte, mittanzten. Als Zuschauer fanden sich dabei ein allerhand benachbarte geistliche und weltliche Beamte und andere Personen; es wurden zugleich von den Landkrämern allerhand geringe Waaren, gleich als an einem öffentlichen Jahrmarkt, feilgehabt, auch sowohl von württembergischen als ulmischen Wirthen und Bäckern, Wein, Bier, Branntwein und Brod, ausgeschenkt und verkauft, ohne daß jemand weder Zoll noch Accis gegeben hätte, und wann, wie bei dergleichen Gelegenheiten nicht selten zu geschehen pflegt, Schlägereien oder andere strafbare Händel vorgefallen, so strafte der Beamte zu Gussenstadt dasjenige ab, was solchergestalt auf dem hochfürstlichen – Ulm hingegen auf diesseitigen Territorio passirte“ (Reyscher Statutarrechte S. 95).

Im J. 1633 kam hier der nachmalige württemberg. Hofprediger Joh. Barthol. Haage als Sohn armer Bauersleute zur Welt, die bald darauf bei einem Einfall kaiserl. Truppen von Haus und Hof vertrieben wurden. In dieser Rathlosigkeit wurde das Kind von der 16jähr. Schwester vor die Schwelle des Waisenhauses in Ulm gelegt, wo es Aufnahme und Erziehung fand. Haage starb den 11. Juli 1709 als Prälat zu Adelberg.

2) Heutenburg, Hof auf eigener Markung (s. Gerstetten), mit 15 Einw., Filialisten von Gerstetten, vor 1823 von Gussenstadt, 11/4 St. östlich von letzterem Orte, zuerst im J. 1143 genannt bei Stiftung des Kl. Anhausen, welches Hitenburc ex toto erhielt. In Folge eines neuerlich geschlossenen Vertrags soll diese Parzelle auch in politischer Beziehung der Gemeinde Gerstetten zugetheilt werden.


11. Gemeinde Hausen ob Lonthal

oder auch, von einer weit sichtbaren Waldlücke, durch welche die Staatsstraße von Heidenheim nach Ulm führt, Hausen an der Lücke genannt, bestehend aus dem kleinen evangel. Pfarrdorf dieses Namens mit 124 Einw. Dieser Ort bildet erst seit 1831 eine eigene bürgerliche Gemeinde, nachdem er längere Zeit eine Parzelle von Herbrechtingen gewesen war. Bemerkenswerth ist, daß die Bevölkerung binnen 20 Jahren von 84 auf 124 gestiegen ist. – Die Markung (1190 M.) stößt an die von Dettingen und Heuchlingen, und ist auf drei Seiten vom Oberamt Ulm umgeben. Ein Theil des meistens trockenen Hungerbrunnenthals durchschneidet den kleinen Bezirk, der, obgleich weniger hoch gelegen und rauh als die nordwestlichen Nachbarmarkungen, doch windig und ziemlich wasserarm ist und einen steinigten Boden hat, der an Ergiebigkeit der Umgegend nachsteht. Die Feldgüter, sowie die Waldungen sind fast das ausschließliche Eigenthum

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_210.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)