Seite:OAHeidenheim 217.png

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einfach, auch akustisch nicht zweckmäßig eingerichtet. Das Gebäude an sich unterhält der Staat, der den Dachboden als Fruchtkasten benützt. Im Übrigen sind die Beziehungen der Gemeinde zu dieser ehemaligen Klosterkirche noch nicht genau festgesetzt. Von der Kirche in ihrer alten gothischen Gestalt steht nur noch der Chor, der aber von der übrigen Kirche durch eine Wand abgeschieden und im Innern ganz verwahrlost ist. Er enthält mehrere Grabmonumente (z. B, eines Ritters Esel von Eselsburg) und ein Crucifix von guter Holzschnitzarbeit. Auch stand in diesem Chor aus den Zeiten des katholischen Cultus von 1629 und folg. ein damals neu verfertigter schöner Hochaltar, der im Jahr 1835 von der königl. Finanzkammer der Gemeinde Herlikhofen, Oberamts Gmünd, unentgeltlich überlassen wurde. An der nördlichen Kirchenmauer sind in neuerer Zeit zwei alte Grabmonumente der Esel von Eselsburg befestigt worden. Der aus älterer Zeit bei einem Brand des Klosters stehen gebliebene Glockenthurm steht isolirt. Der Begräbnißplatz befindet sich an der Kirche. Die Einkünfte des pium corpus belaufen sich auf ungefähr 220 fl. Der Pfarrsprengel begreift den ganzen Gemeindebezirk, mit Ausnahme von Asbach und Heuhof, welche seit 1837 der Kirche und Schule in Oggenhausen zugetheilt worden sind. Das dem Staat gehörige Pfarrhaus liegt an der Hauptstraße und ist im Jahr 1841 von innen und außen verschönert worden. Das ansehnlichste Gebäude im Ort ist das im Jahr 1834 von der Gemeinde erbaute dreistockige Schul- und Rathhaus. Die Schule mit 1 Haupt- und 2 Hülfslehrern besteht für Herbrechtingen, Bernau und Bindstein; mit derselben ist eine Industrieschule verbunden. Eselsburg hat eine eigene Schule. Schulstiftungen sind im Betrag von 369 fl. vorhanden, woran Eselsburg einen Antheil von 10 fl. hat. – In dem Umfang des ehemaligen Klosters am Südende des Ortes befindet sich das neue wohlgebaute und sehr angenehm gelegene bisherige Kameralamts-Gebäude (jetzt für die Kinderrettungsanstalt erkauft, s. Nattheim) und die oben erwähnte Baumwollenspinnerei; zu dieser gehören theils alte von Commerzienrath v. Hartmann in Heidenheim angekaufte Klostergebäude (darunter die ehemalige Probstei), theils ein ganz neu gebautes dreistockiges Fabrikgebäude. Noch zeigt man das Zimmer, in welchem der berühmte Joh. Albrecht Bengel, als hiesiger Probst, seinen apocalyptischen Studien lebte. Erwähnenswerth sind endlich zwei alte Kapellen von gothischer Bauart, deren eine am obern südlichen Ende des Orts steht und jetzt eine Taglöhnerswohnung ist; die andere, größere, steht unten an der Brücke, und hat noch jetzt ein sehr gut erhaltenes schönes Kreuzgewölbe; sie dient der Gemeinde als Armenhaus.

Links von dem Wege nach Eselsburg findet sich in einer Felsparthie

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_217.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)