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Urk. S. 13). Den 11. März 1359 verkaufte Ritter Wilhelm von Rietheim das hiesige Patronat (womit er vielleicht von den Grafen von Helfenstein belehnt war, wenn er es nicht erst kürzlich zu Eigenthum erworben hatte) nebst einer Sölde, genannt der Sintzerin Sölde an Kl. Kaisersheim mit Gutheißen Bischof Marquards von Augsburg (Reg. Boic. 8. 412), welcher dieses Recht den 13. Jan. 1360 zum Tafelgute des Abtes und Conventes von Kaisersheim schlug (Reg. Boic. 9, 2). Dieses Kloster behielt den Pfarrsatz bis zu seiner Secularisation; das württembergische Consistorium confirmirte blos den Pfarrer. Außer Kaisersheim, welches noch im J. 1480 in Hermaringen verschiedene Güter und den Burgstall erwarb, hatte besonders auch Kl. Elchingen hier Liegenschaften und Rechte, bis sie Herzog Christoph von Württemberg den 4. Jun. 1567 ihm abkaufte (Stuttg. Staats-Arch., Scheffer 119).

Salbücher des 15. Jahrhunderts sagen: „das Gericht, alle Zwing und Bänn zu Hermaringen im Dorf, in Etter, in Felde, in Holz und was dazu höret, ist alles der Herrschaft zu Gussenberg.“ Es ist in denselben auch von Gütern die Rede, welche die Grafen von Helfenstein von Conrad von Stain zum Klingenstein erkauft hatten. Sonst hatten auch die Herren von Riedheim und die Grafen von Grafeneck Rechte in diesem Orte.

Hermaringen wurde mit der Herrschaft Heidenheim württembergisch. Von keinem der Kriegsdrangsale, welche über den Bezirk kamen, blieb es unverschont; im J. 1546, in welchem K. Karl V. im Kampfe mit dem schmalkaldischen Bunde hier beinahe gefangen genommen wurde, im J. 1585, im 30jährigen Kriege, in welchem nach der Nördlinger Schlacht, von 1634 bis 1643, die Kirche durch katholische Priester besetzt blieb, im J. 1703 und 1704, im J. 1796, wo die Franzosen unter Vandamme ihren Rückzug von Kl. Medlingen nach Gerstetten durch Hermaringen nahmen, litt es theils durch Plünderungen, theils durch Contributionen. Besondere Unglücksfälle ereigneten sich durch Feuersbrünste in den Jahren 1585, 1691, 1698, 1823, durch Überschwemmungen 1799 und 1800.

Auf dem Strohberg oder richtiger Stronberg (einem Hügelvorsprung 1/4 St. östl. von Hermaringen), stand ein Schloß, das von einer Güssenschen Linie bewohnt war (Magenau der Güssenberg S. 20 ff.). Vor etlichen und 50 Jahren soll noch ein Thurm abgebrochen worden seyn. Ein massives Portal wurde ebenfalls vor mehreren Jahren aus der Erde gegraben, wobei auch das Gemäuer eines viereckigen Thurmes von 8’ Dicke zum Vorschein kam. Eine hohe Steineiche bezeichnet schon aus weiter Ferne diese Hügelspitze.[1]

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_229.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Ein Thurm oder eine Burg scheint auch auf dem Benzenberg zwischen Hermaringen und Giengen gestanden zu haben; wenigstens ist dort noch ein Hügel mit einem Graben zu sehen.