Seite:OAHeidenheim 230.png

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Eine schöne Ruine hat sich von dem Stammschloß der ritterlichen Familie der Güssen von Güssenberg erhalten, das 1/4 St. westl. vom Dorf auf einem nicht sehr hohen, aber nach Norden und Osten steil abfallenden Felsberge lag, der fast nach allen Seiten eine reizende Aussicht gewährt. [1] Die Überbleibsel bestehen aus einem Graben auf der Südseite, einem gewaltigen, 121/2’ dicken, 133’ langen und 42’ hohen Stück Mauer, und dem 16’ hohen und 27’ breiten Rest eines viereckigten Thurmes. In die Mauer sind von den Umwohnern, um Stein und Sand zu gewinnen, große Öffnungen gebrochen worden, welche, da sie immer mehr erweitert wurden, den Untergang dieser Zierde des Brenzthales nach sich gezogen hätten, wenn diese nicht neuerlich in obrigkeitlichen Schutz genommen worden wäre. Bemerkenswerth ist, daß zu dem Bau zum Theil ein röthlich geäderter, polirbarer Marmor verwendet wurde, der sich in der Umgegend nicht mehr vorfinden soll. Eiserne Pfeilspitzen findet man noch bisweilen im Schutt.

Der erste Güß, welchen die urkundliche Geschichte kennt, ist Diepold, der im J. 1171 lebte. – Diesem kaufte K. Friedrich I. bei der Stiftung des Kl. Herbrechtingen ein Lehengut in Herbrechtingen ab (Besold 952); den 7. Mai 1171 war Diepold (Diepoldus Gusse) im kaiserlichen Hoflager in Donauwörth laut der Urk. K. Friedrichs I. für Kl. Ottobeuren (Mon. Boic. 29, 402). Heinricus de Gussenberc ist im J. 1216 Zeuge bei Schlichtung eines Streites zwischen Kloster Ellwangen und Kaisersheim (Orig. in München), Gerwicus Gusso bezeugt den 10. Mai 1267 in Augsburg die Urk. K. Conradins für Kl. Söflingen. Zweige dieser schon im 13. Jahrhundert nach verschiedenen Burgen abgetrennten Familie sind Diepoldus de Brenze und Diepoldus de Stroenburch (Stronberg), welche im J. 1267 mit all ihren Gütern in Gunzenheim (bei Donauwörth) das Kl. Kaisersheim beschenkten (Reg. Boic. 3. 283). Außer Brenz (s. dieses) und Stronberg waren noch Leipheim (bayr., bei Günzburg, [2] Staufen (unfern Hohenmemmingen, aber schon bayrisch),

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_230.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Vergl. der Güssenberg und die Güssen, ein Beitrag zur Kenntniß des Brenzthales und seiner Umgegend. Topographisch und historisch beschrieben von R. F. H. Magenau, Ulm 1823. 8.
  2. Die Güssen von Leipheim, an welchem Gute sie schon seit dem Jahre 1373 Theile veräußerten, kommen bis 1446 vor; sie hatten in Kloster Elchingen ihr Erbbegräßniß, und besaßen pfandweise von Österreich die Vogtei über dieses Kloster, bis sich dasselbe im Jahr 1397 hievon loskaufte (Zeitschr. für Bayern. 1817. S. 262).