Seite:OAHeidenheim 234.png

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der Gemeinde und der Stiftungspflege getheilt. Letztere hat 800 fl. Kapitalien, und c. 90 fl. jährl. Einkünfte. Die Pfarrei wird gegenwärtig durch den Pfarrer von Dettingen versehen, wird aber einen eigenen Pfarrer erhalten, sobald das neu zu erbauende Pfarrhaus fertig seyn wird, zu welchem Zweck die Pfarrbesoldung zurückbehalten wird. Vor vier Jahren ist ein neuer Begräbnißplatz nördlich von dem Orte angelegt worden. Das Schulhaus hat die Gemeinde im J. 1825 erneuert und vergrößert; Rathhaus besitzt sie keins, seine Stelle vertritt eine Wirthsstube. – Ein abgegangener Weiler, von dem ein Felddistrikt den Namen Jungholzerhof führt, soll 1/2 St. südöstl. von dem Orte gestanden haben. Ein anderer Distrikt, 1/4 St. westlich, heißt die Römerhalde.

Am äußersten Ende der diesseitigen Markung im sogenannten Hunger- oder Hungerbrunnen-Thal, wo die oben S. 13 erwähnte periodische Quelle zu Tage kommt, an demselben Punkt, wo die Markungen von Altheim, Heldenfingen und Heuchlingen zusammenstoßen, ist ein kleiner, ungefähr 40’ langer und 30’ breiter Platz, der in älteren Zeiten mit Marksteinen bezeichnet war und für eine Freistätte galt. Die genannten Gemeinden, die hier ein gemeinschaftliches Waidrecht hatten, feierten auf diesem Platze abwechselnd am Ostermontag und am ersten und zweiten Sonntag nach Ostern einen lustigen Tag mit einem kleinen Markt und Tänzen, wozu die Spielleute aus den Gemeindekassen bezahlt wurden. Blutige Händel und Unsittlichkeiten aller Art gesellten sich jedesmal zu diesem Volksfest, doch keine Polizei glaubte sich befugt, auf dem zwischen Württembergischer und Ulmischer Herrschaft neutralen Freiplatz einzuschreiten. Im J. 1705 aber beschloß der Rath zu Ulm (Protoc. d. d. 29. Apr.), daß, wenn Altheim den Tanz halten würde, der Amtmann zu Ballendorf „diesem actui beiwohnen und die Gebühr observiren solle.“ Und ums J. 1730 vereinigten sich endlich Württemberg und Ulm zu gemeinschaftlicher Aufhebung dieser Volkslustbarkeit. Doch ist der alte Brauch nicht ganz untergegangen; noch jetzt kommen am Palmsonntag junge Leute von hier, mehr aber noch von Heldenfingen, auf den Platz, wo sich jetzt zwar weder Krämer noch Fiedler, aber einige Bäcker einfinden, welche an die jungen Burschen Bretzeln verkaufen. Diese beschenken damit ihre Mädchen, und am Ostertag wiederholt sich der Besuch des Platzes, wo dann das Mädchen jenes Geschenk mit einem Osterei erwiedert. Nach kurzem Aufenthalt zieht man in bester Ordnung singend wieder heim.

Als Huchelingen cum silua, que dicitur Juncholz (Jungholz) tritt das Dorf im Jahr 1143 unter den Orten, wo Kloster Anhausen Güter erhielt, in die Geschichte ein. Genanntes Kloster

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_234.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)