Seite:OAHeidenheim 247.png

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dem Berge links, dem Gnannenkopf, finden sich zwei Gräben, die auf eine Befestigung schließen lassen; auch wurden früher Schutt und Ziegel dort aufgedeckt. Die Waldhöhe rechts, der Weikersberg, trägt den Namen eines verschwundenen Weilers, und einer zerstörten Burg, die noch in der Maierschen Karte vom J. 1710 eingezeichnet ist. Weitere abgegangene Orte auf hiesiger Markung sind: Steinhürn, jetzt ein Walddistrikt südlich von Baumgarten, in die Markung von Schnaitheim und Steinheim übergreifend, und in Königsbronnisch- und Anhausisch-Steinhürn sich theilend. Letzteres nennt das oft erwähnte Heidenheimer Salbuch als nach Heidenheim vogtbar. Spichtsohl oder Spicht, nördlich von Steinhürn, ebenfalls jetzt eine Waldfläche von ziemlicher Ausdehnung, war eines der Ur-Stiftungsgüter des Klosters. Wahrscheinlich gehört zu diesen Weilerstätten auch Breitensohl, ein an Spicht angrenzender Walddistrikt auf Königsbronner und Zanger Markung.

Am meisten zieht die Augen auf sich ein senkrecht aufsteigender Felsenkoloß, der Herwartstein, der mit seinem Fuß im Gebirge des Albuchs wurzelnd mit seinem Haupt vom Rand desselben absteht, und absichtlich durch einen Graben von diesem getrennt ist. Von dem Ursprung der Brenz ist dieser Fels nur ungefähr 250-300 Schritte entfernt. Von der festen Burg, Herwartstein, die auf dem Gipfel thronte, findet sich noch hin und wieder Mauerschutt, und (wie behauptet wird) ein ausgemauerter, jetzt nicht mehr zugänglicher, unterirdischer Gang, der nach dem Kloster hinabführte.

Die hiesige Lokalgeschichte reicht einige Zeit über die Entstehung des Namens Königsbronn und der dortigen Klosterkolonie hinauf. Anfänglich war diese Gegend im Besitz der Grafen von Helfenstein; von der ebengenannten Burg Herwartstein (Herwartstein 1303, Herborstein, in einer Urk. K. Heinrichs VII. vom 29. März 1312 aus Pisa. Orig. im Rechberg. Archiv) beherrschten sie dieselbe. Im Kampfe der schwäbischen Grafen mit K. Rudolf gehörten die Helfensteiner zu den hartnäckigsten und als schon alle die Waffen niedergelegt, hielt sich Graf Ulrich noch auf Herwartstein, bis auch ihn K. Rudolf bezwang und die Veste zerstörte (Herbst 1287). [1]

Hier, wo unter K. Rudolf Waffengetöse wiederhallte, gründete sein Sohn K. Albrecht in den J. 1302 und 1303 in dem stillen, anmuthigen Thale das Cisterzienserkloster, welches nach ihm Königsbronn genannt wurde. Die Ausstattung desselben geschah mit helfensteinischen, damals an Albrecht von Rechberg verpfändeten (s. S. 138)

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_247.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Eine Urkunde Herzog Rudolfs vom 7. Okt. 1287 ist im Lager vor Herwartstein datirt. Die Belagerung dauerte über 14 Tage. Arx, Gesch des Kant. St. Gallen 1, 416.