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unmittelbare Reichsstände behandelt. Die Einführung der Reformation stieß deshalb hier auf besondere Schwierigkeiten, denn von Österreich unterstützt, widersetzte sich ihr ganz entschlossen der Abt Melchior Ruff. Erst nach seinem Tode (1539) nahm sie ihren Anfang, aber noch den 7. Jul. 1544 erklärte K. Ferdinand, „es sei weder sein noch des Kaisers Gemüth, ihre Familienstiftung zerfallen zu lassen und ihr Recht daran aufzugeben“ und ermahnte den Convent zur Standhaftigkeit. Noch im nehmlichen Jahre wurde Ambrosius Boxler zum Abte erwählt, 1553 aber wegen schlechter Aufführung und Widerspenstigkeit gegen die württembergische Regierung[1] von Herzog Christoph seines Amtes entsetzt, und nach Urach ins Gefängniß gebracht. Sein Nachfolger, Johann Epplin, nahm den protestantischen Glauben an, und jetzt erst wurde die Reformation hier völlig eingeführt. Erst am 19. Mai 1588 aber kam ein Vergleich zwischen Österreich und Württemberg zu Stande, durch welchen ersteres gegen Übergabe des Klosters Paris im Elsaß seinen Ansprüchen auf Königsbronn völlig entsagte.

Nach der Reformation unter Württemberg wurde hier, wie in andern Klöstern, eine Schule errichtet, unter Abt Jac. Schropp im J. 1559. Sie zählte im J. 1569 zehn Studenten (Schwäb. Mag. 1776. St. 8. S. 567). Mit dieser Schule wurde zwar noch im J. 1584 die bisherige Klosterschule zu Anhausen vereinigt, sie wurde jedoch, wie mehrere, schon im J. 1595 ganz aufgehoben (Binder Kirchen- und Lehrämter 1, 81). Der merkwürdigste Zögling derselben ist Nicod. Frischlin.

Außer den bereits genannten Besitzungen hatte das Kloster noch an folgenden Orten Güter: Heubach, Jagsthausen (bei Westhausen), Kusterdingen, Nattheim (hier hatte es das Patronat), Oberkochen, Oggenhausen, Schlath (hier den Kirchensatz) Sachsenhausen (bis 1508), Söhnstetten, Sontheim im Stubenthale, Steinheim, welches Dorf nach und nach ganz zum Kloster kam. Im entlegenen Pfullendorf und Reutlingen hatte es Pflegen. Hintersassen des Klosters waren zu Heldenfingen, Hohenmemmingen, Schnaitheim, Jagsthausen und Schlath (Vergl. Cleß C. 73). Ansehnlichen Ertrag brachten ihm seine Eisenwerke in Königsbronn und Itzelberg (S. d. allg. Theil).

Von katholischen Äbten sind folgende bekannt: Heinrich 1302, Marquard, Bertold 1328, Heinrich 1366, Friedrich 1381, Johann 1388, Alwig, Nicolaus 1401, Johann von Rinderbach 1426,

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_251.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Im Jahr 1552 zerstörte Markgraf Albrecht von Brandenburg das Kloster, weil es sich dem württembergischen Schutze entzogen habe; der Abt Boxler hätte es durch eine Geldsumme retten können, Cleß, C. S. 78.