Seite:OAHeidenheim 255.png

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Orts einen sehr langsamen Lauf[1] und setzt Schlamm in Menge ab, ein treffliches Düngungsmittel, dessen Verkauf für mehrere Einwohner ein eigener Erwerbszweig ist. Die Fischerei in der Brenz aber leidet hier wie in Heidenheim durch die Ausflüsse der Fabriken und Werkstätten Noth. [2] Das Klima ist das des obern Brenzthals; Frühlingsfröste sind häufig und treten selbst noch im Juni ein. Der Boden ist bei vorherrschendem Sand und Lehm etwas mager, und steht den untern Brenzthal- und selbst den Alporten an Güte und Ertrag, nicht aber hinsichtlich der Bewirthschaftung, nach. Vorzüglich gedeihen Kartoffeln; von Getraidearten baut man Roggen, Gerste und Haber, weniger Dinkel. Dem Ackerbau gehören 8553/8 M. an, davon 639 flürlich gebaut, die übrigen Wechselnder sind. Die Brache wird fast ganz eingebaut. Die Güter sind – mit Ausnahme eines einzigen größeren Gutes – gänzlich zerstückelt, und nur für wenige Bürger ist Feldbau und Viehzucht die Haupterwerbsquelle. Als Mittelpreis eines M. Ackers nimmt man 150 fl. an, als Durchschnittsertrag der Felder mittlerer Qualität 2 – 21/2 Scheffel Roggen, 18 – 20 Sri. Gerste. Die Wiesen (106 M.) sind zweimähdig und geben vorzügliches, aber nicht sehr reichliches Futter, 16 – 20 Ctr. Heu, 6 – 8 Ctr. Öhmd p. M. im Durchschnitt. An der Waldfläche (1406 M.) haben der Staat mit 2163/8, die Gemeinde mit 11547/8 M., und Privaten (mit dem kleinen Rest) Antheil. Der Zustand der Gemeindewaldungen ist theilweise gut, theilweise aber durch die Waide herabgekommen, zu deren Abschaffung sich daher die Bürger entschlossen haben. Den Pferde- und Rindviehstand ist man durch gute Zucht emporzubringen bedacht; namentlich ist in letzterer Beziehung der Müller Gunzenhauser wegen vorzüglicher Farrenhaltung erwähnenswerth. Die vollständige Einführung der Stallfütterung ist im Werk. Vier Schafhalter halten c. 500 Stück Bastard-Schafe, womit die sehr gesunde Gemeindewaide beschlagen wird, deren Ertrag sich jährlich auf 600 fl. beläuft.

Unter den Gewerben steht das schon oben S. 78 erwähnte große Fabrikgeschäft der Gebr. Zöppritz (mechanische Wollenspinn- und Weberei), oben an, das im J. 1828 an der Stelle errichtet wurde, wo 100 Jahre zuvor ein Eisenwerk [3] gestanden hatte, und

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_255.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Starke, noch unbenutzte Wasserkräfte bietet der raschere Fluß zwischen der untern Mühle und Bolheim.
  2. Trefflich und sehr gesucht sind dagegen die Forellen in den oben genannten frischen Quellbächen. Das Fischrecht gehört theils der Gemeinde, theils ist es ein Mannlehen, das Graf Ulrich von Württemberg 1448 dem Michel und Hans Hitzler in Giengen auftrug, bei deren Geschlecht es verblieb.
  3. Ein solches kommt bereits im 16. Jahrhundert vor; im Jahr 1533 reversirt sich Casp. Mertz zu Unterkochen gegen Kloster Anhausen wegen der Eisenschmiede zu Mergelstetten, so vorhin Mahlmühle gewesen.