Seite:OAHeidenheim 259.png

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eine kleine Viertelstunde nordöstl. vom Ort, der reiche Badbrunnen im Ort selbst; ein kleiner Bach verfällt gleich unterhalb Nattheim in den Boden. Man gewinnt auf hiesiger Markung sehr viel Bohnerz, auf welches bergmännisch gebaut wird (s. unten), ferner verschiedene Bolusarten, Kalksteine, die hier gebrannt werden, und in den Erzgruben einen großen Reichthum schöner Versteinerungen. Der Boden, ein starker Thonboden, kann gut und fruchtbar genannt werden, Ackerbau wird auf 1974 M. (darunter nicht wenige Holzmäder und Ausbäue) getrieben, die theils eben, theils an Abhängen, und zwar dem größeren Theil nach an nördlichen Abhängen liegen. Die Verbesserung des Anbaus, sorgfältigere Benutzung der Düngungsmittel etc. ist hier noch sehr wenig fortgeschritten. Ganze Bauernhöfe sind gar nicht mehr vorhanden; an ihre Stelle ist eine zum Theil ziemlich dürftige Kleinhäuslerwirthschaft getreten. Dinkel und Gerste werden vorherrschend gebaut, und gerathen gut, wie auch Kartoffeln und Flachs, weniger die leichteren Fruchtarten; der Bracheinbau ist unbedeutend. Der Ertrag des Morgens an Dinkel wird in guten Jahren auf 12 Scheffel geschätzt; der Mittelpreis des M. Ackers auf 135-150. Die Wiesen (nur 200 M.) sind nunmehr sämmtlich zweimähdig und liefern einen nach Güte und Menge vorzüglichen Ertrag, im Durchschnitt von 40 Ctr. Heu und Öhmd p. Morgen. Der Durchschnittspreis eines M. Wiesen ist 260-273 fl. Die Obstkultur steht hier wohl am niedrigsten unter den Orten des Oberamts. Beträchtlich sind die Waldungen (2768 M.), die zum größten Theil (1891 M.) der Gemeinde gehören. 670 M. besitzt der Staat. Sie bestehen meist aus Buchen, Birken und Eichen; Holz wird ziemlich viel nach Außen verkauft. Waldwaide besteht noch. Von Pferdezucht kann bei zertrümmertem Güterbesitz nicht die Rede seyn. Dagegen kann die Rindviehzucht den in dieser Hinsicht bessern Orten des Oberamts gleichgestellt werden, wenngleich ihrer Vervollkommnung manche Hindernisse, namentlich die unzulängliche Wiesenfläche, im Wege stehen. Die Stallfütterung ist noch nicht durchgeführt, und unterliegt großen Schwierigkeiten; ausgetrieben wird von Johannis bis Martini. Schafe werden nicht gezüchtet; die Schafwaide ist von einem Auswärtigen (dermalen noch für jährl. 763 fl.) gepachtet und mit Bastardschafen beschlagen. Noch ist ein Schneckengarten zu erwähnen, dessen Eigenthümer seine Waare ins Bayrische absetzt.

Die hiesigen Bürger sind der Mehrzahl nach Bergleute (60) und Weber (40). Erstere sind bei den zahlreichen Erzgruben angestellt, und unter Aufsicht zweier Steiger, Winters mit Graben, Sommers mit Waschen des Bohnerzes für die Hochöfen in Königsbronn und Wasseralfingen beschäftigt, wofür sie angemessen bezahlt

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_259.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)