Seite:OAHeidenheim 277.png

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nunmehr eingeführt, daher die Gemeinde von ihrem Waldweiderecht keinen Gebrauch macht. Durch schönen Viehstand zeichnen sich aus: Ochsenwirth Wiedmann und Schenkwirth Kröner. Die Schafhaltung (Bastarde) ist nicht unbeträchtlich; bei der Unzulänglichkeit der diesseitigen Weide (die 900–1000 fl. Pachterlös abwirft) werden auch mehrere auswärtige Weiden, meist im Bayrischen, gepachtet. Zucht, Mastung, Kauf und Verkauf von Schweinen ist hier am bedeutendsten im Oberamt.[1] – Unter den Gewerben ist das stärkste das der Weber mit 62 Meistern; sie verfertigen glatte Leinwand theils für Fabrikanten, theils für eigenen Verkauf in’s Inland und nach Bayern. Gemodelte Leinwand wird von zwei Meistern gewoben, zwei andere liefern Baumwollenzeuge. Sonst sind nur die gewöhnlichen Professionisten vorhanden, welche sich daneben vom Feldbau nähren. Ausgezeichnet ist ein, auch auswärts viel beschäftigter Schlosser, Hornung.[2] Schildwirthschaften sind hier 2, Bierbrauereien 2, Mahlmühle 1, Ziegelei 1. Als Nebengewerbe wird im Winter das Verfertigen von Weidenkörben in Menge von den Maurern, und von Getreide-Putzmühlen, Mäusefallen u. dgl. durch die Zimmerleute betrieben. Der Handel mit Vieh und Getreide ist, wie bemerkt, belangreich; es giebt eigene Frucht- und einen Schweinhändler. Der Ort hält seit 1803 zwei Vieh- und Krämermärkte, von welchen der eine, der Josephsmarkt, ziemlich stark besucht ist.

Das Zertrennen der Hofgüter hat hier weniger als anderwärts um sich gegriffen. Von 25 Bauernhöfen, die seit alten Zeiten vorhanden waren, bestehen noch 22. Im Ganzen herrscht viele Wohlhabenheit, und auch die minder Bemittelten haben ihr gutes Auskommen, da Fleiß, Sparsamkeit und Ordnungsliebe hervorstechende Eigenschaften der Sontheimer sind. Die alte, einfache, aber saubere ländliche Tracht hat sich mehr als anderswo erhalten. Der Menschenschlag ist gesund und kräftig.[3]

Das Gemeindevermögen besteht außer 1923 fl. Kapitalien in

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_277.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Die Fischerei ist von gar keinem Belang. Doch sind Fischottern (die übrigens zur Jagd gehören) an der Brenz nicht selten. Zum Nachtheil der Gemeinde besteht ein alter Vertrag mit dem Staat, wonach diesem unter dem Titel Fischwasserpacht jährlich 52 fl. zu bezahlen sind. Die Brenz ist übrigens durch ihren Schlamm und ihre Wasserpflanzen für die Düngung nützlich.
  2. Auch verdienen die hübschen künstlichen Blumen genannt zu werden, welche von Walpurge Steck verfertigt und im In- und Ausland abgesetzt werden.
  3. Als eigenthümlich bemerkt man hier die auffallend häufigen Gehörleiden.