Seite:OAHeilbronn 043.png

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jene um mehr als 100.000 Einwohner. Heilbronn gehört daher zu den wenigen Bezirken, in welchen die anwesenden Ortsfremden zahlreicher sind, als die abwesenden Ortsangehörigen, und zwar schon in beträchtlichem Maße, was seinen Grund allein darin haben kann, daß die Gewerbthätigkeit und der Wohlstand der Stadt Heilbronn stets eine Menge fremder Arbeitskräfte aller Art an sich zieht. Daß hierin der Grund liegt, wird noch deutlicher dadurch, daß wenn man die Stadt und die ländlichen Wohnplätze abgesondert betrachtet, auf jene allein ein Überschuß von 1864 Ortsfremden, auf diese dagegen ein Überschuß der Ortsangehörigen von 825 fiel. In den 40er Jahren war die Zahl der Ortsfremden sogar ziemlich höher und stieg bis zu 2500; durch den Abzug der Garnison im Jahr 1849 sank jene Zahl um etwa 7–800, auch war die Frequenz des Kreisgefängnisses früher namhaft bedeutender, als in der neuesten Zeit.

Von sämmtlichen Oberämtern haben nur 5, Stuttgart (Stadt), Ulm, Reutlingen, Ludwigsburg, Göppingen, eine absolut größere Bevölkerung. Auf die Quadratmeile fallen 9602 Einwohner. An Dichtigkeit der Bevölkerung gehen nur 4 Bezirke des Neckarlandes vor, außer Stuttgart (Stadt), Cannstatt, Eßlingen, Ludwigsburg. Wenn man die Stadt Heilbronn mit ihrer Markung abrechnet, so wohnt übrigens die Bevölkerung in den ländlichen Wohnplätzen nicht so dicht, als in den am Neckar hinauf bis Nürtingen gelegenen Oberämtern. Die Ortsmarkungen sind etwas größer, der Boden weniger parcellirt, als in dem altwürttembergischen Neckarthal.

Den Gang der Bevölkerung durch einen längeren Zeitraum hindurch zu verfolgen, wird dadurch erschwert, daß es bis zum Jahr 1834 nur Zählungen der Ortsangehörigen, nicht auch der faktischen Bevölkerung gab, und daß seit dem 1. Sept. 1842 der Oberamtsbezirk Heilbronn durch Zutheilung der Gemeinden Abstatt und Gruppenbach eine Veränderung erlitt. Man muß daher, um die jetzige Bevölkerung mit der früheren vergleichen zu können, die Einwohnerzahl jener beiden Gemeinden vorher in Abzug bringen. Der Unterschied der Ortsangehörigen und Ortsanwesenden war jedoch in den früheren Jahrzehenden weit nicht so bedeutend, als er in den letzten 20 Jahren durch ein blos faktisches und nicht zur amtlichen Cognition und Aufnahme in die Familienbücher gelangendes Wegziehen geworden ist. In der Stadt Heilbronn betrug er im Jahr 1822, wo in einigen größeren Städten auch die Ortsfremden gezählt wurden, 786, wovon der größte Theil auf die Garnison fiel; in den

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 043. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_043.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)