Seite:OAHeilbronn 057.png

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den Theilen der Stadt, welche durch Überschwemmungen des Neckars heimgesucht worden waren.

Seit 1841 hatte es keine endemische Ausbreitung, und die sporadischen Fälle sind selten.

Die Notizen, welche vom Oberamtsphysikate über den Einfluß atmosphärischer Verhältnisse auf den Gesundheitszustand der Bewohner, über die stationären Bedingungen desselben, z. B. die Art der Gewerbe, die Wirkungen stehender Wasser, der Nahrungsmittel, Getränke u. s. w. gesammelt worden sind, lauten günstig.

Die Stadt hat durch Ausfüllung des Stadtgrabens, Abbruch der hohen Ringmauer, Anlegung unterirdischer Abflußkanäle u. dgl. an Salubrität sehr gewonnen; und die Befürchtung, die Sümpfe neben dem Eisenbahndamme, und die Ausdünstungen der großartigen Fabriken werden der Gesundheit nachtheilig werden, hat sich bis jetzt nicht bestätigt. Denn es sproßten aus den Sümpfen alsbald Weiden und andere Pflanzen hervor, und der frische Luftzug des weiten Neckarthales und die üppige Vegetation desselben verdrängt die schädlichen Dünste.

Die Blattern, an welchen noch im Jahr 1784 92, im Jahr 1801 100 Kinder in der Stadt gestorben sind, wurden durch Inoculation derselben seit dem Jahre 1798, noch mehr durch Impfen der Kuhpocken seit 1802 nach und nach ausgerottet. Nur durch Einschleppung von Außen kamen in neuerer Zeit sporadische Fälle von Blattern, häufiger von Varioliden vor, bis Ende 1855 und Anfangs 1856 in der Oberamtsstadt wieder eine Pockenepidemie einzelne Personen hinraffte, andere mit Narben bedeckte.

Auch von bösartigen Kinderkrankheiten blieb das ganze Oberamt lange sehr verschont, bis im Jahre 1856 und 1857 und 1862 der Scharlach sich sehr ungünstig zeigte. In Heilbronn starben im Jahre 1856 und 1862 daran und an den Folgen sehr viele Kinder.

Die Masern kommen häufig vor, doch nicht in zu großer Ausdehnung und sie sind selten bösartig, ebenso der Keuchhusten.

Wenn auch in den vielen Fabriken der Stadt nicht selten Verletzungen, sogar Tödtungen durch die Gewalt der Maschinen vorkommen, und die Bleikolik bei Arbeitern in den Bleiweißfabriken (die jedoch in neuester Zeit viel seltener ist als früher), so äußern doch im Ganzen die zahlreichen Fabriken und Gewerbe keinen schädlichen Einfluß auf den allgemeinen Gesundheitszustand und die Sterblichkeit, weil die Nahrungsmittel hier reichlicher sind, als in vielen anderen

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Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 057. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_057.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)