Seite:OAHeilbronn 061.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der schwäbische in der Unterländer Spielart. Von diesen drei Elementen ist das pfälzische Element das stärkste, das schwäbische das schwächste. Was dem Pfälzischen und Ostfränkischen gemeinsam ist, wird sich fast durchaus in der Heilbronner Redeweise wieder finden. Insbesondere ist in dieser Beziehung die Vermeidung der vielen Diphtonge und Nasallaute gegenüber von dem Schwäbischen charakteristisch. Die oî, aû, ei des Schwaben fließen in der Regel in einfache Vokale zusammen, namentlich in das lange ā, z. B.: I maan, i glaab’, i waß, ma Fraa, ’s Flaasch etc. Zu den bekanntesten Unterscheidungszeichen gehört ferner die Aussprache des g als ch nach Vokalen, und als „ich“ nach r und l, Morrichá für Morgen, saachá für sagen. Ebenso charakteristisch ist die Vorliebe für Kürzungen langer Silben und Verdopplung der Consonanten, z. B. Fridderich für Friederich, er lefft für er läuft, norr für nur, Haffá für Hafen. Das b wird in solchen Fällen wie ein doppeltes w ausgesprochen: awwer statt aber, Gawwel statt Gabel, mer hawwá statt wir haben, Owwerichkeit für Obrigkeit. Das U, das im Schwäbischen gern vor n in ein nasales langes O übergeht, wie in ōnd, hondert (statt und, hundert), wird rein ausgesprochen; es wird sogar umgekehrt das o vor n gern in ein u verwandelt, sunst statt sonst, gspunná für gesponnen. Nur vor r verwandelt sich das u in ein o: Worscht, Dorscht, norr für Wurst, Durst, nur. Ei u eu haben die Neigung sich in ai zu verwandeln: Hai statt Heu, zwai, Fraitach; wo sie nicht ganz, wie in den obigen Fällen, in ein langes a übergehen.

Dagegen fehlen dem Heilbronner noch die eigentlichen Specifica der Pfälzer Mundart, das Ausstoßen des f in Pf: Palz statt Pfalz; die Verwandlung des nd in nn: anners statt anders; die Vorliebe für das e und ä: statt ei, ai, wie in Räsen statt Reisen, eener statt einer, Mähns statt Mainz, Häddelberg; ebenso der geregelte Gebrauch der Vorsilbe ge im Perfekt, die der Heilbronner nur vor Vokalen und einigen bestimmten Consonanten, und dann mit Ausstoßung des e gebraucht, z. B. glaabt für geglaabt, trunken für getrunken, gmaant für gemeent (gemeint).

Dem Ostfranken (zunächst Hohenloher) gegenüber fehlt dem Heilbronner das lange o für a: kôlt für kalt, Hôs für Hase, das Diminutivum lich: ein Häffelich, Madlich etc.

Vom Schwäbischen hat die Heilbronner Mundart unter Anderm den Gebrauch des sch in vielen Fällen, wo das Fränkische das bloße s sezt. So wird das schwäbische Ischt, das der Franke in is verwandelt, in Heilbronn zu einem Isch. Der Schwabe sagt: was

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_061.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)