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Die meisten wohlhabenden Einwohner sind von Alters her auf die Besserung ihrer Weinberge bedacht. Nirgends in Württemberg werden daher soviele edle Rebsorten angepflanzt, als hier, so daß z. B. im Herbste 1857 597 Eimer Klevner und Traminer verkauft werden konnten, während die reichsten Weinzüchter ihren Most aus Traminern, Klevnern, Rießlingen, Muskatellern u. s. w. eingekellert haben.

Auch in den Amtsorten wirkt das Vorbild der Heilbronner; in Großgartach werden insbesondere viele Trollinger gepflanzt.

Was die Geschichte des Weinbaues betrifft, so gab es urkundlich schon im Jahre 766 Weinberge in Biberach, Bökingen und Frankenbach, und des Weinbaus zu Heilbronn gedenkt eine Schenkung der Gräfin Utha von Calw zu Ende des 11. Jahrhunderts, über den Nordberg nebst 14 Leibeigenen, um die Weinberge an demselben zu bauen.

Wein aus Heilbronn wurde 1635 an den Kaiserlichen Hof nach Wien verkauft, und noch erkaufen in jedem Jahre Weinhändler am Rheine hier viele Klevner, Traminer und Rießlinge.


5) Obstzucht.

Die Obstzucht wird in der Stadt und auf dem Lande längst cultivirt, am meisten Apfelbäume, Birnen und Zwetschgen. Die Stadt liegt in einem Obstwalde, die meisten Dörfer in Zwetschgenwäldchen. An Baumschulen fehlt es auch nicht, und die Straßen haben die herrlichsten Alleen alter großer Apfel- und Birnbäume. Es werden daher viele Obstweine gemacht, und Zwetschgen gedörrt, auch viel Obst frisch ausgeführt. Die Anpflanzung der Kirschen hat sehr abgenommen. Auch Nußbäume sind seltener.


6) Waldbau.[1]

Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beträgt die Waldfläche des Oberamtsbezirks 12.6227/8 Morgen, wovon 12.2511/8 Morgen mit Laubhölzern, 1326/8 Mrg. mit Nadelhölzern und 1985/8 Morgen mit Laub- und Nadelhölzern gemischt bestockt, und 403/8 Mrg. zu jener Zeit noch unbestockt waren. Hievon gehören dem Staat 18734/8 Mrg., den Grundherrschaften 1981 Mrg., den Gemeinden 7879 Mrg. und den Stiftungen 194 Mrg. Die Waldfläche umfaßt überhaupt etwa 21 % der Gesamtfläche des Bezirks, und es kommen auf einen Einwohner 0,42 Mrg. Wald; der Oberamtsbezirk gehört somit zu den minder waldreichen des Königreichs.


  1. Von Finanzrath Paulus.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 080. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_080.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)