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geweidet werden. Die Stadt Heilbronn hat noch einen sog. Hammelwasen, auf dem die Metzger der Stadt ihre Hämmel vom 15. August bis 15. December unentgeldlich weiden lassen dürfen.


c) Viehzucht.

Schon seit hundert und zwanzig Jahren suchte man in und bei Heilbronn durch Zuchtthiere aus der Schweiz, Pfalz u. s. w. die Landrace des Rindviehes zu veredeln, die Wiedertäufer aus den Niederlanden, welche die Pächter vieler Meiereien in der Gegend wurden, brachten von ihrer Heimath ebenfalls feinere Thiere mit und so bildete sich die sogenannte Heilbronner oder Neckar-Nace aus, welche einen breiten abgerundeten Leib, glatte, seidenähnliche Haare, meistens von gelb oder rothbrauner Farbe (selten gefleckt) hat und sich durch Größe, feinfaseriges Fleisch und geschmeidige den Fettansatz begünstigende Haut, neben ziemlicher Milchergiebigkeit auszeichnet, wie denn auch ein Stier und eine Kuh aus Frankenbach bei der im Juni 1856 in Paris stattgehabten landwirthschaftlichen Ausstellung wegen der Größe, feiner Haare und feiner Köpfe von Sachkennern zu den schönsten Exemplaren deutscher Ausstellung gezählt worden sind.

Dieser Neckarstamm wird seit 30 Jahren durch Zuchtthiere aus dem Simmenthal veredelt.

Kleinere Bauern halten auch Kühe von der Allgäuer Race wegen ihrer Genügsamkeit; und auch von der Haller Race und vom holländischen Stamm werden Thiere gezüchtet.

Mit der Zerstückelung der Güter nimmt in der Stadt und Umgegend das Halten von Ziegen sehr zu.

Pferde werden im Oberamte wenig gezüchtet, und Schafe wenig gehalten, weil es an Weiden fehlt.

Wegen des Verkehrs und Handels hat nur die Oberamtsstadt viele Pferde, in der Hälfte der Amtsorte befinden sich weniger als 30 Pferde, in Untereisesheim gar nur 2.

Der Bienenzucht ist der Neckar nachtheilig, über welchen die Bienen zwar fliegen können, aber wenn sie belastet über denselben heimkehren wollen, so werden viele durch Winde in die Fluthen gewehet, oder von Schwalben und Fischen erschnappt.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 087. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_087.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)