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Kaiser Carl V. ein Privilegium ausgewirkt hatte, den Neckar auch in Württemberg schiffbar zu machen, schloß 1557 einen Vertrag mit Heilbronn ab, ebenso Herzog Friederich I. und 1714 gab sich Herzog Eberhard Ludwig alle Mühe den Neckar von Köngen an schiffbar zu machen. Die Wöhre bei Canstatt und Heilbronn waren dabei hinderlich. Doch fuhren 1716 wöchentlich 2 Schiffe regelmäßig von Canstatt nach Heilbronn und zurück, was jedoch bald wieder aufgehört hat.

Indessen hatten sich die Länder am Rheine und am Neckar wieder etwas erholt, die Zahl der Einwohner hatte zugenommen, und auch ihr Luxus. Die Nachfrage nach Kaffee, Zucker, Thee, Tabak, Gewürzen, Baumwolle nahm von Jahr zu Jahr zu.

Im Jahre 1727 ließ sich Georg Friedrich Rund, geboren am 17. März 1701 zu Stetten im Remsthal und Abkömmling der Familie Rondo zu Mailand, in Heilbronn nieder, er errichtete ein Handlungshaus, das er bei seinem am 6. Febr. 1786 erfolgten Tode im blühendsten Zustande hinterlassen hat.

Dieser thätige Kaufmann knüpfte wieder Handelsverbindungen nicht blos mit Kaufleuten zu Frankfurt, Augsburg und Nürnberg, sondern auch mit solchen zu Amsterdam, Hamburg, London und Mailand u. s. w. an, errichtete in Heilbronn einen Kupferhammer, erwarb Gewürzmühlen, erbaute eine Öl- und Tabakmühle, führte noch vor dem Jahre 1773 den Reps in der Heilbronner Gegend ein, und ließ in seiner Mühle zuerst in Heilbronn Gyps mahlen.

Ein anderer Heilbronner Kaufmann, Joh. Gottfried Goppelt, führte auf den Rath des Bürgermeisters Gg. Heinr. Roßkampf, welcher mit aus Frankreich gebrachtem Samen in Deutschland die ersten Versuche mit dem Anbau der Luzerne gemacht hatte, im Frühjahr 1765 diesen Samen ein, welcher von nun ein wichtiger Handelsartikel geworden ist, und der Viehzucht und Landwirthschaft in Deutschland die größten Vortheile gebracht hat.

Das Auffinden des Gypses in Heilbronn durch Caspar Hofmann um das Jahr 1770 und die Ausbeutung sehr großer Quantitäten Streugypses, der in die sandigen Felder am Rheine verführt wird, gab dem Handel und den Schiffern ein erwünschtes Thalgut. Ebenso die Ausfuhr schöner Sandsteine.

Mit Churbayern schloß Heilbronn einen Handelsvertrag, in dessen Folge von 1760 bis 1790 Heilbronner Wein gegen bayerisches Salz vertauscht worden ist.

So nahm der Handel wieder zu und die Frachten wurden billiger,

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_105.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)