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weil Schiffer und Fuhrleute auch Rückfrachten bekamen. Diesen wurde der Transport sehr erleichtert, weil seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in vielen Ländern Kunststraßen, z. B. 1768 die von Heilbronn nach Weinsberg angelegt worden sind.

Der Colonialwaarenhandel wurde von Jahr zu Jahr bedeutender, weil der Verbrauch von Kaffee, Thee, Zucker, zunahm, auch rohe Baumwolle und deren Fabrikate immer gesuchter wurden.

1803 erhielt der Handel in Heilbronn durch Mediatisirung der Stadt den Vortheil, daß sie von nun an einem größeren Staate angehörte; auch der Luxus nahm zu, und der Verbrauch vieler Handelsartikel, insbesondere auch durch die Einquartierungen; aber das durch Napoleon eingeführte Continentalsystem schlug dem deutschen Handel bald darauf empfindliche Wunden.

Auch in Heilbronn wurden verbotene englische Waaren aufgesucht und confiscirt und am 29. Nov. 1810 in Beisein königlicher Commissäre englisches Porcellain zerschlagen, Manchester u. s. w. verbrannt.

Das schlimmste war, daß das Verbot des Handels mit England die Colonialwaaren so im Preise steigerte, daß z. B. 1 Centner Melis, welcher im Jahr 1805 noch 60 fl. gekostet hatte, im Febr. 1813 auf 195 fl. gestiegen war, und 1 Centner Kaffee von 60 fl. (im J. 1805) im Dec. 1811 auf 140 fl.

Viele tranken statt des Kaffees Surrogate aus Gerste, Möhren etc. etc. und im Gebrauche des Zuckers trat die größte Sparsamkeit ein.

Nicht nur nahm der Verbrauch der Colonialwaaren ab, einige Jahre lang mußte man sie hauptsächlich über Wien beziehen und der Handel auf dem Rheine und Neckar wurde ganz unbedeutend.

Zudem litt der Detailhandel in Heilbronn, weil man manche Waare wegen des Zolles in benachbarten badischen und hessischen Orten (Schluchtern und Wimpfen) wohlfeiler einkaufen konnte, und auch im Großen nahm das Schmuggeln so zu, daß zuletzt ganze Compagnien württembergischer Soldaten an der Gränze Wache halten mußten.

Heilbronn kam auch noch dadurch in Nachtheil, daß Baden weniger nachbarlich gegen Heilbronn gesinnt ist, als es die Churpfalz Jahrhunderte hinfort gewesen war.

Baden erklärte am 4. Febr. und 17. März 1808 Mannheim und Schröck für ausschließliche Ein- und Auslade-Stationen des badischen Rheines, die directe Schifffahrt zwischen Heilbronn, Mainz

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Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)