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1455 und 1493 wurde der Spital durch Ankauf angränzender Gebäude erweitert, und derselbe erwarb fast in allen umliegenden Dörfern Hofgüter und Gefälle. Die bedeutendste Erwerbung von 1394 bis 1430 war der Bellingerhof.

Zur Zeit der Reichsstadt gab es reiche, mittlere (Knechts) und arme Pfründner. Die reiche Pfründe erkauften sich wohlhabende (manche vom Adel), denen täglich 1 Maas Wein, 13/4 Pfd. Brod, 1/2 Pfd. Fleisch oder Fische u. s. w. verabreicht worden sind, an Fastnacht eine ellenlange Bratwurst, am Martinstag süßer Most u. s. w.

Die sogenannte Laienpfründe hatte der Kaiser zu verleihen das Recht. Hievon machte zum letztenmal im Jahr 1789 Kaiser Josef Gebrauch, so daß jetzt noch alle Jahre 30 fl. der damals neugeborenen Pfründnerin nach Wien geschickt werden.

Seit 50 Jahren ist der Spital nur noch die Zufluchtstätte armer Leute, die sonst nirgends eine Unterkunft finden, und verlassener Kranker, die kein Recht auf den Paulinenspital haben.

Im 14. Jahrhundert stiftete Zeisolf von Magenheim, der eine Frau aus der Patricierfamilie Berlin hatte, ein Haus an der Judengasse (jetzt Nro. 32 Lohthorstraße), welches das elend Haus genannt war, und zur Unterkunft für verlassene Arme gedient hat. Es wurde später verkauft und mit dem Spital vereinigt.

Ebenso wurden 1531 und 1565 die 2 Beguinenklöster aufgehoben und der Erlös der Armenverwaltung einverleibt, bald darauf auch das Franzosenhaus, in welches schon 1537 venerische Kranke untergebracht worden sind.

Nach Heilbronns Mediatisirung wurde auch das Waisenhaus aufgehoben und das Vermögen mit der Armenverwaltung vereinigt, sowie auch die Almosenkasse, deren ein Gedenkstein an der Kilianskirche schon vom Jahr 1449 erwähnt.

Vom Jahre 1805 bis 1814 ward der Spital und andere Anstalten für Arme und Kranke durch einen Armenverwalter, der Fond für die evangelischen Kirchen und Lehranstalten durch den Geistlichen-Verwalter administrirt. Seit 1814 sind all diese Anstalten unter der Benennung „Stiftungspflege“ vereinigt.

Da schon die Stiftungs-Urkunde des Spitals vom Jahr 1306 verordnet hatte, daß alles, was an den Spital gegeben in Jahresfrist verkauft und „umb dieselben Pfennige andere Güter userhalb der Heilbronner Marke gelegen,“ erkauft werden sollen, so wurden für die Stiftungen Güter, Zehnden und Gülten in benachbarten Orten erkauft, und die Güter gegen Gülten in Erbbestand gegeben. Durch

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Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_126.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)