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Die geistliche Verwaltung besitzt ein Geldvermögen von 230080 fl. 40 kr.
Die Armenverwaltung von 159533 fl. 3 kr.
Der Geldgrundstock der ganzen Stiftungspflege ist 411762 fl.
wozu noch die Liegenschaften (darunter obige 1088 Mrg.) kommen, wenigstens werth 588238 fl.

zus. 1000000 fl.


Der Paulinenspital

nimmt unter den neu gegründeten Anstalten den ersten Rang ein. Er verdankt seine Entstehung dem glücklichen Umstande, daß Heilbronn in den Jahren 1831 und 1832 einen Spital für Cholerakranke neben das Armenhaus erbaut hat, und von dieser Seuche verschont geblieben ist. Das Gebäude wurde nun zu einem Krankenhaus für das Gesinde, Handwerksgesellen und Fabrikarbeiter beiderlei Geschlechts, jedoch ledigen Standes, bestimmt, welche in Heilbronn in Arbeit stehen. Nach den Statuten haben diese Leute in eine Krankheits-Versicherungskasse einzulegen, eine Magd z. B. jährlich 1 fl. 36 kr., wofür sie das Recht erwerben in diesem Spital acht Wochen lang unentgeldlich verpflegt, verköstigt und mit Arzneien und ärztlichem Beistand versehen zu werden. Gewöhnlich reichen die Beiträge der Krankheits-Versicherungskasse und die Zinse aus den Stiftungen, sowie 1/6 der Bürgerannahmsgebühren aus, weil die Stadt keinen Miethzins aus dem Gebäude berechnet, das mehr als 16.000 fl. gekostet hat. Wenn die Einnahmen aber nicht zureichen, so deckt die Stadtkasse das Deficit, so daß sie bis jetzt im Ganzen 1619 fl. zugeschossen hat, die, wenn wohlfeilere Zeiten eintreten, in 3 bis 5 Jahren wieder zurückbezahlt werden.

Es werden auch viele aus der Stadt und Umgegend, die nichts eingelegt haben, gegen Ersatz der Kosten im Paulinenhospital verpflegt und der Institutsarzt Dr. Fr. Sicherer hat 3000 fl., 1857 ein Ungenannter 243 fl. gestiftet, damit aus den Zinsen auch arme Kranke verpflegt werden können, die nichts eingelegt haben, oder welche länger als 8 Wochen krank sind.

Nach einer lithographirten Tabelle sind in den ersten 30 Jahren vom 1. Oct. 1834 bis dahin 1864 12316 männliche und 8902 weibliche, zusammen also 21.218 Kranke aufgenommen worden, jährlich also im Durchschnitte 410 männl., 296 weibl., zusammen 707.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_130.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)