Seite:OAHeilbronn 174.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Neckargartach, zu Sontheim 34 M. Weinberg und 367 M. Wald, 140 M. Wald auf Heinriether Markung, alle Zehnten zu Sontheim, 1/3 des Neckargartacher und der große Zehnte zu Horkheim.

Es war anfangs der Sitz einer Haus-Commende, die 1785 zu einer Land-Commende der Balley Franken erhoben worden und 24. April 1808 von Württemberg in Besitz genommen worden ist, worauf es bis 1849 Caserne war. An wenige Gebäude in Württemberg knüpfen sich so viele geschichtliche Erinnerungen, als an dieses. Einst war es königliche Pfalz, Könige hielten hier Hof. Dann zogen viele Commenthure mit ihrem Gefolge von hier aus, um ihr Gelübde, gegen Ungläubige zu kämpfen, in den Kreuzzügen in Palästina zu lösen, und den Heiden Preußen zu entreißen. In diesem Gebäude ward der Heilbronner Vertrag zwischen dem schwedischen Kanzler und den deutschen evangelischen Ständen 1633 abgeschlossen. Hier hatten Marschall Turenne 1648, Prinz Eugen und Herzog Carl Alexander von Württemberg 1734, der russische Feldmarschall Lascy 1735 ihre Hauptquartiere, und Kaiser und Kurfürsten nahmen hier ihre Absteigquartiere 1704, 1712, 1734, 1744.

In der Kirche wurde am 15. August 1806 durch General Petit das Geburtsfest Napoleons celebrirt, und 1815 beteten hier Kaiser Franz und Erzherzog Carl bei dem Hochamt.

Das älteste Gebäude ist die Kapelle im Erdgeschoß des Thurms mit einem romanischen Altar. Die spitzbogige Kirche wurde 1721 im Jesuitenstyl umgebaut und dem Thurme eine Kuppel mit Laterne gegeben. Die Fresken sind von Anton Colomba. Im Hofe sind mittelalterliche Steinhäuser mit Erkern und Staffelgiebeln, an der südöstlichen Ecke ein 1512 erbautes Gebäude mit Parterreraum, dessen hohes Kreuzgewölbe mächtige Pfeiler tragen. Zwischen diesem Bau und der Kirche steht an der Deutschhofstraße ein zweistockigter eleganter Bau vom Jahr 1712 bis 1718 und für den Balleyrath wurde 1742 am Kirchbronnenbach ein schönes Wohnhaus erbaut. Der Kirchhof an der Nordseite der Kirche, bis 1778 Beerdigungsplatz der Katholiken, ist seit 1863 ein freier Platz.

In der Kirche sind mehrere Kapellen und einige Ölgemälde. Vieles alte ist verdorben, so daß man z. B. die Inschrift an dem Hofbau bei der Freitreppe, weil das Bild zerstört ist, nicht mehr deuten kann. Sie enthält in mönchsgothischer Schrift den Reim:

„Ich bin genannt Hornung,
wit und groß ist mine Zung“

In der Sakristei hängt ein im Jahr 1610 renovirtes Anniversarium, nach welchem für viele Wohlthäter, namentlich auch für

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_174.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)