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einen kleinen Handel mit Wein, bereiteten ein sogenanntes „Schlagwasser“ zum äußerlichen und innerlichen Gebrauche, und fertigten auch weibliche Arbeiten, bis das Kloster aufgehoben worden ist. Im Juli 1811 verließen die Äbtissin, die Priorin, 10 Chorfrauen und 6 Laienschwestern das Kloster. Sie erhielten lebenslängliche Pensionen. Die Letzte ist 1852 gestorben.

Die Gebäude enthalten jetzt die Züchtlinge, ein Archiv, die Wohnungen der zwei katholischen Geistlichen, der Schullehrer und die katholische Schule.

Die 1380 vollendete Kirche ist 112′ lang und 34 bis 361/2′ breit und enthält jetzt Archiv und Schlafsäle.

Über der westlichen Thüre des vormaligen Siechenhauses sind Christus, der h. Franziskus und die h. Clara aus Stein gehauen, dabei die Jahreszahl 1493 und die Worte: gentem cum situ benedic alme Jesu tu. Über einer anderen Thüre stehet der h. Cyrillus mit Bischofsstab und Weihrauchfaß, dabei die Worte: O Cirille sancte defende nos ab omni tempestate.

B. Städtische Gebäude.

1) Das Rathhaus an der Nordseite des Marktes wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut. Das alte stand an derselben Stelle und brannte 1535 ab, weil in der im Erdgeschoße eingerichteten öffentlichen Badstube Feuer ausgebrochen war, wobei viele Urkunden verloren gingen (Jäger, II. 163).

1589 bis 1593 wurde der Flügel neben der Oberamtei und ein Hintergebäude erbaut, im 18. Jahrhundert erst der Anbau, in welchem sich jetzt die Rathsschreiberei befindet.

Das Hauptgebäude enthält im Erdgeschoß Gewölbe, in welchen Kaufmannswaaren gelagert werden und die Stadtwage sich befindet. Am 28. Mai 1659 fing hier eine Terpentintonne, welcher ein Licht zu nahe gebracht worden war, Feuer, wodurch Waaren im Werthe von mehr als 5000 fl. verbrannten. (Tübinger Consilia, Band II. cons. 129.)

Vorn tragen sechs Säulen fünf Bögen, auf welchen eine große Freitreppe ruhet. Die allegorischen Bilder der Liebe, Wohlthätigkeit, Stärke und Gerechtigkeit zieren die Brüstung der Treppe, sowie zwei gothische Spitzsäulen, an welchen je ein Geharnischter mit der Stadtfahne stehet.

Unter diesen Arkaden befindet sich eine 23 württemb. Schuh lange Sitzbank aus Einem Sandsteine mit den Reimen:

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_178.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)