Seite:OAHeilbronn 183.png

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der Predigerbruder Matthäus in dieser Franziskanerkirche nach Beendigung der Predigt, welcher Heinrich VII. anwohnte, daß dessen Machtboten vom Pabste Clemens V. zurückgekommen seien und die Einladung zur Kaiserkrönung mitgebracht haben. (Stälin 3, 121.) Im Jahr 1544 starb der letzte Franziskaner in diesem Kloster.

Die Franzosen füllten 1688 die Kirche mit zusammengeraubtem Heu und Stroh und verbrannten sie am 22. Dez. 1688./1. Jan. 1689. 1728 wurde der Grundstein zu einer neuen Kirche gelegt, aber nur der Thurm gebaut, dessen oberer Theil 1726 nach dem Plane des Baumeisters Meyer aus Strasburg vollendet worden ist. Im Jahr 1808 wurde die Glocke von St. Nicolai in diesem Thurme aufgehängt und 1845 eine Schlaguhr eingerichtet. Als man auch die Kirche wieder aufbauen wollte, ward Heilbronn von Kriegsheeren besetzt, so daß man das Geld für diese verwenden mußte. So ist diese Kirche immer noch eine Ruine.

4) Die Gymnasiums- und Schulgebäude.

Schon im Jahr 1431 war ein Schulmeister angestellt und die Reformatoren Johann Lachmann und Erhard Schnepf von hier, Joh. Oecolampadius aus Weinsberg, und der Tübinger Professor Leonhard Fuchs u. A. erlernten die alten Sprachen bei Konrad Költer, welcher 1492 bis 1527 Meister war. (S. Geschichte der Heilbronner Schulen in der Einladungsschrift zum Königs-Geburtsfest 1858 von Rector Finkh.)

Nach Aufhebung des Franziskanerklosters (1544) wohnte ein lateinischer Schulmeister und sein „Geselle“ (Baccalaureus) mit Alumnen in dem Kloster, im Jahr 1581 wurden fünf Classen errichtet und am 21. Okt. 1620 eine sechste, und die Schule zu einem Gymnasium erhoben, die Alumnen aber entlassen, um Raum für die Classen zu gewinnen, denn in das Kloster wurden auch die deutschen Schulen verlegt (in denen schon 1514 die Knaben von den Mädchen, damals nur 20, getrennt worden sind).

Als am 29. Okt. 1827 das Obergymnasium mit einer Realschule ins Leben trat und 1837 eine obere Realschule, so reichte der Raum im Kloster nicht mehr hin.

Es wurde daher 1826 auf die Nordseite des Nonnengartens das Carolinum, 1840 und 1841 in die nordöstliche Ecke das Rectoratsgebäude erbaut, 1841 eine Famuluswohnung.

In dem 2. Stock des Rectoratshauses befindet sich die vormalige Stadtbibliothek und andere Sammlungen, darüber die Wohnung des Rectors.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_183.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)