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dazu, so daß der Friedhof jetzt einen Flächenraum von 111/2 Morgen hat.

Alles wurde mit einer Mauer umfaßt, die Mauern im Innern aber bis auf wenige Reste demolirt, und Wege mit Baumalleen und Beerdigungsplätze für Reihengräber und für Familien angelegt. Diese sind meistens Gartenplätze (Kepotaphien) mit Denksteinen. Dabei schonte man die vielen alten Grabsteine, so daß man hier hunderte von Monumenten des Spitzbogenstyls, der Renaissance, des Jesuiten-, Rococo- und des modernen Styles sehen kann.

In künstlerischer Hinsicht verdienen erwähnt zu werden, die Grabsteine des Bürgermeisters Johann Schübler, gestorben 1744, und des Stadtpfarrers Phil. Friedr. Kübel vom Jahr 1744 im Rococostyle, das Grabmal des Bürgermeisters Georg Heinrich von Roßkampf, gestorben 16. Juni 1794; zwei Dannecker’sche Monumente, ein Granit-Sarkophag für Peter v. Blankenhagen aus Riga, gest. 1802, und eine Hygiea en basrelief für den Dr. med. Christian Gmelin, von 1809; das Gustav Schäuffelen’sche Grabmal, eine in der Hofmann’schen Eisengießerei gegossene gothische Spitzsäule, modellirt von Professor J. Läpple hier, von 1848, mit Inschriften von Just. Kerner; das Denkmal der Familie des Fabrikinhabers F. M. Münzing von Prof. v. Wagner zu Stuttgart (Christus als Tröster en hautrelief); das Kepotaphium der Peter Bruckmann’schen Familie mit der Büste desselben von Zwergern, Bildhauer in Frankfurt; das Pilger’sche Familiengrab mit einer kolossalen Pilgerstatue von Alb. Güldenstein in Stuttgart, und betende Engel und Frauengestalten von Bildhauer Zartmann in Neckarsulm auf den Monumenten der Höring’schen, Stang’schen und Hauber’schen Familiengräber und a. m.

Diese viele Grabsteine sind von Blumenbeeten, Gesträuchen und hohen Bäumen, theils von Alleen, theils in Gruppen umgeben, so daß der Friedhof einem schönen Parke gleicht, reich an ausgezeichneten exotischen Pflanzen (Riesenfichten, Cedern vom Libanon und aus Amerika, Fichten, Lebensbäumen, Tamarisken aller Art; Trauer-Eichen, -Eschen, und -Weiden; virginischen Wachholder (den Cypressen ähnlich). So ist dieser Friedhof der schönste in Württemberg. In seiner Mitte stehet das Leichenhaus, welches massiv von Steinen und mit kanellirten dorischen Säulen von dem damaligen Stadtbaumeister Wepfer erbaut worden ist. Es enthält zwei Säle für zehn Leichen, eine Stube der Wächter, Küche, Sektionszimmer u. s. w. und wurde 1840 dem Gebrauche übergeben.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_188.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)