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b. Aus der Rococo-Zeit

3) die seit 1828 von Kaufmann C. B. Bläß erkauften Gebäude, mit der Bleiweiß- und Essigfabrik. Das Hauptgebäude mit Mansarddach wurde am 5. Juli 1756 zu bauen angefangen, nach Planen des Bürgermeisters v. Roßkampf, nachdem zu einem Waisenhaus collectirt worden war. Die Waisen wurden 1758 aufgenommen, bis dieses Institut 1796 wieder aufgehoben wurde. Zugleich diente es zur Aufbewahrung von Irren und Züchtlingen. Auch die benachbarten Ämter des Deutschordens und der Adelichen schickten Sträflinge gegen Ersatz der Kosten in diese Anstalt, und nach dem Rathsprotokolle vom 22. Jan. 1762 gewährte damals der Rath die Bitte eines Cavaliers (dessen Namen nur dem Amtsbürgermeister bekannt wurde), seinen Sohn, der ein Verbrechen begangen hatte, mit Willkomm und Abschied gegen Kostgeld aufzunehmen.

Nach Heilbronns Mediatisirung wurde es Palais des Königs Friedrich, der hier öfters abgestiegen ist. Im Mai 1815 logirten Kaiser Franz mit seiner Gemahlin, seinem Bruder Erzherzog Carl, und mit dem Fürsten Metternich in diesem Palais.

4) Über die Apotheke zum Einhorn am Hafenmarkt schrieb Göthe unterm 28. Aug. 1797. „Ein einziges Gebäude zeichnet sich aus, das durch eine Bildsäule des Aesculap und durch Basrelief von zwei Einhörnern sich als Apotheke ankündigt.“

c. Neuere Gebäude.

Bürgermeister v. Roßkampf erbaute sich auch ein Haus mit Altan und munterte wohlhabende Bürger zu Aufführung hübscher Gebäude auf, und da auch der Rath in den 1790er Jahren das Bauen sehr begünstigte, so wurden noch im vorigen Jahrhundert der Gasthof zur Sonne (Nro. 52 Sülmerstraße), von Commissär Aug. Uhl das Haus in der Fleinerstraße Nr. 26 in gutem Style aufgeführt; aber der Revolutionskrieg machte dem Bauen wieder ein Ende.

Erst im gegenwärtigen Jahrhundert wurden in Heilbronn viele schöne Privatgebäude aufgeführt, meistens in den Vorstädten.

Darunter zeichnen sich aus das von Rauch’sche am Markte, vier Stöcke hoch, 1804/7 errichtet, außen sehr einfach, aber mit einem prachtvollen Speisesaal und Vorzimmern mit Wandgemälden von dem verst. Gallerie-Direktor Seele in Stuttgart (Ganymed, Hebe, Bacchus, Bacchantin in Lebensgröße; Minerva, ein Brustbild) und Landschaften von C. Keller in Stuttgart.

In diesen Gemächern weilten Fürsten und Generale. Unter anderen nahm hier Kaiser Alexander I. am 4. und 5. Juni 1815

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_193.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)