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Flein. Sie wollten Heilbronn wegnehmen, die Thore wurden aber geschlossen, und am 17. machten 160 Mann von der Besatzung mit vielen bewaffneten Bürgern einen so glücklichen Ausfall beim viereckigten Thurm gegen die Franzosen, daß sich diese nach Verlust von 14 Todten mit 16 Verwundeten zurückzogen, während von den Deutschen nur 1 Reiter getödtet, 2 verwundet wurden. Die Franzosen verwüsteten nun die Felder vor dem Fleinerthore, forderten die Stadt noch einmal vergebens zur Übergabe auf und zogen weiter gegen Gmünd.

Seit dem Jahr 1732 hatte Heilbronn zu 1184 Dragonern des schwäbischen Kreises 15 Reiter und zu 6760 Musketieren 84 Mann zu stellen und 1 Hauptmann und 1 Lieutenant.

1734 im polnischen Erbfolgekrieg setzten 80.000 Franzosen unter Marschall v. Berwick über den Rhein und Prinz Eugen von Savoyen mußte mit seinen 35.000 Deutschen die Ettlinger Linien aufgeben. Am 7./9. Mai trafen die Deutschen bei Heilbronn ein, und nahmen von der Neckarsulmer Straße an östlich hinter der Stadt bis Flein eine vortheilhafte Stellung ein, wodurch jedoch die Früchte verdorben wurden.

Heilbronn wurde mit vielen Verschanzungen versehen. Als das deutsche Heer nach und nach auf 70.000 Mann angewachsen war, zog Eugen mit demselben am 18./19. Juni an den Rhein. 1735 führte der russische Feldmarschall Lasci, dem Prinzen Eugen ein Hülfscorps von 12.000 Russen zu. Am 20. Dec. kam Lasci mit 1600 Mann selbst nach Heilbronn. Er zog am 25. Dec. nach Pforzheim ab, seine 1600 Russen blieben aber zwei Monate lang in Heilbronn, sprangen nackt aus ihren Quartieren in Dampfbäder am Neckar und badeten im Winter in demselben. Die russischen Ochsen verbreiteten eine mörderische Viehseuche in Heilbronn und der Gegend, und die Heilbronner wurden wie im Dec. 1729 von einem nervösen Schnupfen angesteckt, den man später im Jahr 1782 Influenza, seit 1837 die Grippe genannt hat.

Durch die Verschanzungen, Einquartierungen und Lieferungen erlitt Heilbronn in den Jahren 1734 und 1735 einen Kriegsschaden von mehr als 100.000 fl.

Im Febr. 1743 kam von den Franzosen, die vom 26. März bis 10. Mai 1742 bei Jagstfeld über den Neckar gegangen waren, und in Böhmen gefochten hatten, die Division des Generals de la Grange in einem traurigen Zustande heimkehrend, nach Heilbronn, am 4. Febr. Gen. Fremes mit 3 Reiter-Regimentern und 32 Geschützen,

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_231.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)