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vier Casematten, zwei Bollwerke am Neckar wurden abgebrochen und die tiefen Stadtgräben ausgefüllt.

Während der Kriege des Kaisers Napoleon hatten Ulm, Cannstatt und Heilbronn durch Quartiere, Lieferungen, Vorspanne mehr als die anderen Städte Württembergs zu leiden. In Heilbronn waren in den 11 Jahren 1805/16 526.498 Mann und 115.633 Pferde verpflegt worden (auf 1 Tag reducirt).

1805 am 28., 29., 30. Sept. rasteten hier Marschall Soult und unter ihm der Div.-General Oudinot mit 10.000 Grenadieren und andere Franzosen rückten nach. Das Carmeliterkloster und die Nicolaikirche wurden Militärspitäler, es entwickelte sich ein Spitalfieber. Nicht allein die Nicolaikirche wurde auf 40 Jahre verwüstet, auch die große Kilianskirche konnte mehrere Jahre lange nicht mehr zum Gottesdienste verwendet werden, weil die Franzosen bei Ulm gefangene Östreicher und bei Austerlitz gefangene Russen darinnen einsperrten, so daß in dieser schönen Kirche vieles verdorben wurde, und die geistliche Verwaltung große Kosten hatte, die verbrannten Kirchenstühle etc. wieder herzustellen.

Am 20. Dec. traf in Heilbronn General Augereau mit 30.000 Mann ein, welche erst am 6. und 7. Jan. 1806 weiter marschirten. Durchmärsche anderer Truppen folgten, im Jan. batavische Reiter, 1./7. Febr. 5000 Franzosen vom Ney’schen Corps. General Oudinot zog mit seinen Grenadieren aus Östreich über Heilbronn zurück. Am 16. Mai 1806 kam General Petit mit dem 21. Infanterie-Regiment in das Standquartier nach Heilbronn, und ließ am 15. Aug. eine solenne Kirchenparade an Napoleons Geburtstag halten.

Am 10. Sept. marschirten Marschall Davoust und General Goudin hier durch, desgleichen im Februar 1809 12.000 Franzosen unter General Oudinot, Albert und Jarris. Jan. 1810 Nassauer und Sachsen nach Spanien, 10.000 Franzosen vom Oudinot’schen Corps nach Mannheim, Okt. die Linienregimenter Nr. 15 und 33.

Im Febr. 1812 sammelte sich das württemb. Armee-Corps (15.800 Mann mit 3400 Pferden und 32 Kanonen) unter dem Kronprinzen bei Heilbronn, am 3. März wurde es vom Könige gemustert und marschirte nach Rußland.

Jan. 1813 kamen die Trümmer dieses schönen Corps (1600 Mann) nach Heilbronn zurück. Das Schießhaus wurde Spital und der Typhus der slavischen Völker raffte in Heilbronn mehrere Leute hin.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_236.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)